1. März: 55. Jahrestag der "Bravo-Bombe" auf Bikini

27.02.2009: 3-minütige Kurzandacht von Katja Göbel anlässlich des Jahrestages

"Bravo" wird 55!

Am 1. März 1954 - also vor 55 Jahren - explodierte die nukleare Wasserstoffbombe "Bravo" auf dem Bikini-Atoll. Besonders verheerend waren die Folgen dieser 15 Megatonnenbombe für die Bewohner der benachbarten Gebiete, insbesondere der Insel Rongelap. Bewusst wurden sie von der US-amerikansichen Regierung dem nuklearen Fallout ausgesetzt, um die Reaktion von Mensch und Natur auf hohe Strahlendosen zu testen. Eine Geschichte des Leidens begann.

Zur Erinnerung an diese Menschen und ihr unsägliches Leid wurde die nachfolgende Andacht verfasst, die am 26. Februar als Telefonandacht bei der ev. Kirche in Nürnberg und ihrer Stadtmission (Tel. 0911-35 12 12) zu hören war.


Willkommen bei "hoffnung hören", einem Angebot der evangelischen Kirche in Nürnberg mit ihrer Stadtmission.

Heute spricht Katja Göbel von der Pazifik-Informationsstelle in Neuendettelsau zu Ihnen.
Liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, die Losung des heutigen Tages steht im Buch Micha, Kapitel 6, Vers 8: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor Gott.

Demut - ein Wort, das im Alltag viel zu selten vorkommt. Dabei gäbe es viele Gelegenheiten, gerade im Hinblick auf Gottes Schöpfung demütig zu sein.

Ich möchte von einer kleinen Gruppe von Menschen erzählen, die aufgrund mangelnder Demut anderer ihre Heimat verloren haben. Diese Gruppe von Menschen lebte vor über 50 Jahren auf der Insel Rongelap im Pazifischen Ozean.

Eines Tages, so berichten die Inselbewohner, ging die Sonne zweimal auf. Es war der 1. März 1954. Die US-amerikanische Regierung zündete auf dem nur 167 km entfernten Bikini-Atoll die nukleare Wasserstoffbombe "Bravo",

deren Sprengkraft die der Hiroshima-Bombe um das 1300fache übertraf. Die Menschen auf der Insel Rongelap waren vorher weder evakuiert noch über die gefährliche radioaktive Strahlung aufgeklärt worden.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte keine Demut vor Gottes Schöpfung. Sie versuchte vielmehr, der Welt weiß zu machen, dass dies - ich zitiere - "zum Wohle der Menschheit" geschehe.

Trotz allem haben die Bewohner von Rongelap und anderen Testgebieten im Pazifischen Ozean nie aufgegeben, um ihre Rechte zu kämpfen. Selten habe ich eine so starke Frau wie Lijon Eknilang kennengelernt. Die kleine, ja fast unscheinbare Frau aus Rongelap hat weltweit an vielen Orten für ihr Volk gesprochen, so vor dem US- Kongress und vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Obwohl sie ihre radioaktiv verseuchte Heimat nie wieder betreten kann, obwohl zahlreiche ihrer Verwandten und Freunde an den Folgen der nuklearen Verstrahlung gestorben sind und obwohl sie sieben Fehlgeburten erleiden musste, spricht aus ihr kein Hass auf die Verursacher ihres Leides.

Sie ist eine demütige Frau, die ihr Schicksal tapfer erträgt. Sie sagt:

"Wir wollen mit unserer Geschichte und unseren Erfahrungen dazu beitragen, anderen Menschen solche Trauer und solchen Schmerz zu ersparen."

In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, für die Menschen der Testgebiete zu beten und ihre leidvolle Geschichte nicht zu vergessen.

Ihre Katja Göbel