Cook-Inseln: 60 Jahre unabhängig - oder doch nicht?

12.08.2025: Eine Pressemitteilung des Pazifik-Netzwerks e.V.

Rund um den 4. August sind zur großen mehrtägigen Unabhängigkeitsfeier auf der Hauptinsel Rarotonga viele Cook Islander von den anderen 14 Inseln angereist, die bis zu 1.400 km voneinander entfernt liegen. Außergewöhnliche kulturelle Darbietungen der unterschiedlichen Inseln reißen das Publikum mit, doch am Rande wird mitunter auch über den Status der ‚freien Assoziierung‘ mit Neuseeland diskutiert.

Am 4. August 1965 erlangten die Cook-Inseln ihre formale Unabhängigkeit, allerdings in ‚freier Assoziierung‘ mit Neuseeland, was bedeutet, dass sie innenpolitisch unabhängig sind, aber weiterhin enge Verbindungen zu Neuseeland haben, einschließlich neuseeländischer Währung und Staatsbürgerschaft. Neuseeland sorgt für ihren militärischen Schutz und ist zuständig für bestimmte Sicherheitsfragen. 1888 waren die Inseln vom Vereinigten Königreich ‚unter Schutz gestellt‘ und im Jahr 1901 trotz des Widerstands der traditionellen Häuptlinge von Neuseeland annektiert worden.

Die Cook Islands Maori sind gastfreundliche, fröhliche Menschen und ihre Inseln ein attraktives Ziel für Touristen.

Ihre neuseeländischen Pässe ermöglichen den polynesischen Inselbewohner*innen, die besseren Bildungs-, Gesundheitsversorgungs- und Arbeitsangebote in Neuseeland wahrzunehmen, was dazu geführt hat, dass inzwischen etwa 100.000 Cook Islander in Neuseeland leben und vermutlich weniger als 14.000 auf den Inseln. Neuseeland unterstützte das Budget der Cook-Inseln bislang auch mit erheblichen Entwicklungsgeldern. Der wichtigste Wirtschaftszweig im Land selbst, der 70 % des BIP ausmacht, ist der Tourismus. Wie fragil diese Einkommensquelle ist, zeigte sich während der Covid19-Pandemie.

Regierungschef Mark Brown setzt deshalb jetzt auf die ‚Schätze des Meeres‘ und meint damit die Manganknollen, die in der fast 2 Millionen qkm großen Ausschließlichen Wirtschaftszone des Cook-Inseln in großen Tiefen auf dem Meeresgrund liegen. Mehrere Unternehmen suchen bereits aktiv nach den kartoffelgroßen Knollen, die auch Kobalt, Nickel und Kupfer enthalten. Da das Ökosystem der Tiefsee noch kaum erforscht ist und zu den Abbaufolgen auch riesige Sedimentwolken gehören, die die Fischbestände gefährden könnten, hat sich auf Rarotonga bereits eine Protestbewegung gegen Tiefseebergbau formiert.

Demonstrationen gab es auch gegen die Pläne des Regierungschefs, mit einem eigenen Cook Island Pass näher an die ‚volle‘ Unabhängigkeit heranzukommen, denn die neuseeländische Regierung hat wissen lassen, dass sie keine doppelte Staatsbürgerschaft akzeptieren würde; einen Verlust ihrer neuseeländischen Pässe lehnt die Mehrzahl der Cook Islander jedoch strikt ab.

Einen dritten Anlass für Unruhe in der Bevölkerung liefert ein Abkommen über eine ‚umfassende strategische Partnerschaft‘, welches die Regierung im Februar mit China unterzeichnet hat. Die Verträge betreffen u. a. die Bereiche Wirtschaft, Infrastruktur, maritime Zusammenarbeit und Tiefseebergbau. Zum Ärger der neuseeländischen Regierung wurde sie vorab weder über den offiziellen Besuch Browns in Peking noch über die geplanten Verträge informiert, was gegen die Vereinbarungen zur ‚freien Assoziation‘ verstoßen könnte. Neuseeland hat deshalb im Juni die vorgesehene Zahlung von Entwicklungshilfe für die Cook-Inseln in Höhe von 18,2 Mio. NZ$ vorerst ausgesetzt und der neuseeländische Premierminister Luxon und Außenminister Peters nehmen in diesem Jahr nicht an der großen Unabhängigkeitsfeier auf den Cook-Inseln teil.

Die ‚freie Assoziierung‘ mit Neuseeland hat den meisten Inselbewohner*innen bisher individuelle Vorteile gebracht, sowohl denen auf den Inseln wie denen, die in Neuseeland leben. Gelegentlich wird aber doch bedauert, dass der Staat als solcher politisch nicht wirklich unabhängig ist, wenn er z.B. aufgrund dieser Assoziierung kein UN-Mitglied werden kann. Und es bleibt die generelle Frage, inwiefern kleine Inselstaaten es überhaupt schaffen können, eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen.

Der Vorstand des Pazifik-Netzwerks e.V.