Verbesserungen in der bundesdeutschen Flüchtlingspolitik gefordert

11.12.2013: Ökumenisches Bündnis ließ bei Straßenaktion Flüchtlinge zu Wort kommen

(Nürnberg, 11.12.13.) Mit einer Straßenaktion vor der katholischen Kirche Sankt Klara in der Nürnberger Innenstadt und einem anschließenden Gottesdienst hat ein breites ökumenisches Bündnis verschiedener Organisationen auf die Situation von Flüchtlingen in Bayern aufmerksam gemacht. Anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Tags der Menschenrechte“ am 10. Dezember forderten die Vertreter von u.a. Brot für die Welt-Diakonie Bayern, dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg, der Jesuitenmission und Mission EineWelt mit einer Postkartenaktion an das Bundeskanzleramt die Regierung auf, die Asyl- und Migrationspolitik an den Menschenrechten auszurichten. Beispielhaft für den sieben Punkte umfassenden Forderungskatalog der kirchlichen Organisationen erzählten in der Metropolregion lebende Flüchtlinge aus dem Iran, Äthiopien und Afghanistan aus ihrem Leben als Asylsuchende. Ein seit sieben Jahren in Deutschland geduldeter junger Afghane berichtete von seiner von Schlepperbanden organisierten dramatischen Flucht durch mehrere Staaten, seinen zahlreichen Gefängnisaufenthalten während der Flucht und seinem Stolz auf den in Deutschland erworbenen Schulabschluss. Trotz erfolgreicher Schul- und Universitätsabschlüsse in ihren Heimatländern dürfen Asylbewerber in Deutschland zunächst keiner geregelten Arbeit nachgehen. Das Aktionsbündnis forderte deshalb den uneingeschränkten Zugang hier lebender qualifizierter Asylsucher zum Arbeitsmarkt und zu Integrationshilfestellungen.

Eine diplomierte Ingenieurin aus dem Iran schilderte eindrücklich ihre Erfahrungen in überfüllten, verschmutzten und zugigen Flüchtlingslagern. Sie verschwieg auch nicht ihre Scham darüber, mit fremden Männern ein Badezimmer teilen zu müssen und bat im Namen des ökumenischen Bündnisses die bayerischen Politiker, für eine menschenwürdigere Unterbringung zu sorgen. Von der Erniedrigung, abgepackte Essenspakete mit für ihn völlig unbekannten Lebensmitteln entgegennehmen zu müssen, berichtete ein Flüchtling aus Äthiopien in gutem Deutsch. Er wolle selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen und sei auch bereit, umzuziehen oder zu einer Arbeitsstelle zu pendeln. Damit unterstrich er die Forderung der Kirchen, die Residenzpflicht abzuschaffen und den Asylsuchenden zu ermöglichen, sich frei innerhalb Deutschlands zu bewegen.

Die rund 20 Flüchtlinge vor der Sankt Klara-Kirche zeigten sich einerseits dankbar für die Sicherheit und den Schutz, den sie in Deutschland genießen, bemängelten aber andererseits das Verhalten von Behörden und Politikern ihnen gegenüber. „Wir sind doch keine Menschen zweiter Klasse, die Menschenrechte müssen doch auch für uns gelten“, hieß es zum Abschluss der einstündigen Aktion, die musikalisch von Michael Binder am Saxofon begleitet worden war.

Julia Ratzmann