Besuch des neuguineischen Malers Laben Sakale John in Deutschland

12.07.2005: Bericht über die Deutschlandtournee des neuguineischen Malers Laben Sakale John

Vom 24. Juni bis zum 13. Juli 2005 hielt sich der über Papua-Neuguineas Grenzen hinaus bekannte Künstler Laben Sakale John auf Einladung des Missionswerkes Bayern und des Pazifik-Netzwerke e.V. in Deutschland auf.

Der Maler stellte seine Kunstwerke sowie Gemälde, Drucke und Zeichnungen anderer Künstlerinnen und Künstler aus Papua-Neuguinea zunächst im Afrika- und Asien-Institut der Universität Hamburg aus. Anschließend zog die Ausstellung weiter in das Evangelisch-Lutherische Missionswerk Leipzig (LMW).
Am Sonntag, den 10. Juli wurde die Ausstellung "Stretim hevi - Konflikt und Wandel. Moderne Kunst aus Papua-Neuguinea" schließlich in den Räumen des Neuendettelsauer Missionswerkes Bayern (MWB) im Rahmen des Fests der weltweiten Kirche eröffnet. Zugegen waren zahlreiche prominente Gäste, so z.B. mehrere Bischöfe aus den afrikanischen und pazifischen Partnerkirchen des MWB.

Laben vor seinem Bild "Peace and Unity"

Julia Ratzmann, Leiterin der Pazifik-Informationsstelle und Mitorganisatorin der Vernissage, hielt eine Eröffnungsrede, in der sie die Zuhörer auf die schwierigen Rahmenbedingungen hinwies, unter denen die Kunstwerke entstehen, und die Biographien sowie die komplizierte Lebenssituation der Künstlerinnen und Künstler beschrieb.
Bereits am ersten Tag stieß die Ausstellung auf eine hohe Resonanz; ca. 400 Kunstinteressierte besuchten die Vernissage.

"Stretim Hevi" ist noch bis 25. Oktober, jeweils von Montag bis Freitag, von 8:00 bis 12:00 Uhr und von 14:00 bis 16:30 Uhr, im Missionswerk Bayern, Hauptstraße 2, 91564 Neuendettelsau zu sehen.

Ausstellungsplakat

Neben den Kunstwerken von Laben Sakale John werden auch Bilder und Grafiken von Gigs und Jane Wena, Chris Kauage, Alexander Mebri, Winnie Weoa, Gazellah Bruder, John Danger, Larry Santana, James Kera und Julie Mota ausgestellt. Insgesamt sind rund 60 Gemälde, Graphiken und Drucke zu sehen. Viele der Bilder beschäftigen sich mit dem diesjährigen Jahresthema des Missionswerkes "Heilen und Versöhnen".

Biographie
Für den 1976 geborenen Laben Sakale John handelte es sich um die erste Auslandsreise überhaupt. Laben wuchs in Hakwange auf, unweit der zweitgrößten Stadt Papua-Neuguineas, Lae. Die Hauptstadt der Provinz Morobe liegt im Osten der Hauptinsel, im ehemaligen Deutsch-Neuguinea. Laben ist das jüngste von vier Geschwistern und wuchs bei einem älteren Bruder auf. Nachdem sein Maltalent auf der Schule entdeckt worden war, erhielt er ein Stipendium für ein Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in der Landeshauptstadt Port Moresby, das er 1998 erfolgreich abschloss. Neben der Malerei baute sich Laben die Fotographie zu einem zweiten Standbein auf; er gewann im In- und Ausland mehrere Preise. Da er alleine von seiner Kunst nicht leben konnte, begann er 2000 eine Ausbildung zum Buchhalter.

"Compensation" (2005)

Im Juni 2002 gewann er bei einem Malerei-Wettbewerb anlässlich des Goldenen Thronjubiläums der britischen Königin Elisabeth II - die auch Staatsoberhaupt Papua-Neuguineas ist - den ersten Preis. Sein Bild schmückt heute den Buckingham Palace in London. Das Preisgeld in Höhe von rund 250 € verwandte Laben, um sich in einer halblegalen Siedlung am Stadtrand von Port Moresby ein Haus zu bauen. Die Installation einer Wasserleitung und der Anschluss an das Stromnetz sollen folgen, sobald Laben durch den Verkauf seiner Bilder genügend Geld angespart hat. Laben ist verheiratet und hat einen acht Wochen alten Sohn.
Um einen Beitrag zur Senkung der hohen Jugendkriminalitätsrate in Port Moresby zu leisten, bietet Laben Malkurse für arbeitslose Jugendliche an, um diesen Wege aufzuzeigen, mit künstlerischen Schaffen eigenes Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen.

Aufenthalt in Deutschland
Laben selbst war bereits bei seiner Ankunft in Deutschland überwältigt von den Eindrücken, die auf ihn einwirkten. Alles sei hier sehr viel größer als in Papua-Neuguinea, äußerte der Künstler, die Eisenbahn so schnell, Flora und Fauna unerwartet. Neu für ihn waren auch die Essgenüsse, die ihn erwarteten. Auch für uns selbstverständliche Aspekte des täglichen Lebens - so z.B. fließendes Wasser, Strom und Kommunikationsdienstleistungen, die rund um die Uhr und selbst in den kleinsten Dörfern verfügbar sind - waren für Laben ungewohnt. Selbst kleinere Dörfer in Deutschland mit ihren vielfältigen Geschäften, Warenangeboten und Einrichtungen seien für ihn wie Städte in seiner Heimat. Neu für Laben war auch die ungewohnte öffentliche Sicherheit. Im von hohen Kriminalitätsraten, Gewalt, Korruption und schlechter Regierungsführung geprägten Papua-Neuguinea ist nächtliches Ausgehen mit einem nicht unbeträchtlichen Risiko für Leib und Leben verbunden. Laben interessierte sich besonders für Geschichte, Architektur und Kunst in Deutschland. Begeistert war er von den vielen alten Gebäuden, die z.T. mehrere hundert Jahre alt sind. Neben der Nordsee lernte Laben Hamburg und Leipzig kennen. Einen Abstecher unternahm er in die Lutherstadt Wittenberg, wo er u.a. die Schlosskirche besuchte. In Nürnberg besuchte Laben das Dokumentationszentrum über den Nationalsozialismus. Die (neue-)alte Bausubstanz Nürnbergs faszinierte ihn sehr.

Laben und Werner Feist, Leiter der Abteilung Völkerkunde der NHG

Speziell für Laben öffnete der Leiter der Abteilung Völkerkunde der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG), Werner Feist, die Pforten zur Sammlung und zum Museum in der Norishalle, wo der Künstler Exponate aus Neuguinea bewundern konnte. Die weitere Reise führte Laben nach Rothenburg ob der Tauber und nach Ulm.

Christoph Kohl