Wantok-Treffen in Wertach
10.06.2007: Treffen der in Europa lebenden Papua-Neuguineer
Zum wiederholten Male fand vom 8. bis 10. Juni 2007 im Hotel Pfeiffermühle in Wertach ein internationales Treffen der Freundes Papua-Neuguineas (PNG) statt. Dieses Jahr trafen sich über 40 Personen, die auch den weiten Weg von Wien, Brüssel oder Rendsburg nicht scheuten. Die Teilnehmer waren größtenteils ehemalige Entwicklungshelfer, die mit unterschiedlichen Entsendeorganisationen unterwegs waren wie dem Deutschen Entwicklungsdienst (ded), dem ehemals Österreichischen Entwicklungsdienst (ÖED - jetzt Horizont 3000) und dem Missionswerk Neuendettelsau der Evangelischen Kirche (jetzt Mission EineWelt). Daneben arbeiteten einige für private Firmen in Papua-Neuguinea. Nicht wenige hatten ihr Herz in diesem wundersamen Land verloren, sich dort verheiratet und waren nun mit Ehepartner und Kinder mit von der Partie. Schließlich fanden sich einige Papua-Neuguineer ein, die in Europa leben, eine Mitarbeiterin der Botschaft von Papua-Neuguinea in Brüssel sowie eine Reihe Schaulustiger, die vom exotischen Treiben angelockt wurden.
Der Samstag begann mit einer Wanderung auf die Alpe Vordere Sorg, wo viele der Teilnehmer nicht schlecht über das Leben auf der Alm mit Kühen, Ziegen, Pferden, Hühnern und Kaninchen staunten. Während des Nachmittags war eine Ausstellung zu Kleinkunst aus Papua-Neuguinea zu sehen. Der Höhepunkt des Treffens war ein traditionelles, im Erdofen zubereitetes Gericht aus Papua-Neuguinea. Die gemeinsamen Vorbereitungen dafür waren, wie auch in Papua-Neuguinea üblich, eine gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. Während des gemütlichen Beisammenseins nach dem Abendessen fanden Diapräsentationen und Filmvorführungen statt.
In Papua-Neuguinea sind Feste und Treffen wie dieses immer ein Anlass, Speisen im Erdofen zuzubereiten: Da man in der ehemaligen deutschen Kolonie Papua-Neuguinea vor der Entdeckung durch Weiße Kochgeschirr aus Metall nicht kannte, wurden traditionellerweise Speisen in einigen Gegenden des Landes im Erdofen (Mumu) zubereitet. In diesen Gegenden gab es keinen Ton für die Herstellung von Tongeschirr, jedoch aber eine bestimmte Bambusart mit dicken Stängeln, die dann mit Speisen gefüllt und als Kochgeschirr verwendet wurden. Die Zutaten für ein Mumu sind Süßkartoffeln, Taro, Yams und Kochbananen, Kokosnussmilch, Kumu (mehrerlei Grünzeug ähnlich wie Spinat), Ingwer, Schalotten, Geflügel und Schweinefleisch. Da Kumu hier nicht oder nur selten erhältlich ist, haben wir es durch Weißkraut, Wirsing und Karotten ersetzt. Die anderen Zutaten sind in jedem besser sortierten Asien-Shop erhältlich. Das ganze wird normalerweise zum Garen auf heißen Steinen in Bananenblätter gewickelt. Letztere haben wir durch Alufolie (und Hasendraht zur Erhöhung der Reißfestigkeit) ersetzt. Das Prozedere ist denkbar einfach:
- 1. Steine im Feuer erhitzen (Vorsicht Verletzungsgefahr! Steine mit Quarzadern können zerplatzen!),
- 2. Mumupaket auf heiße Steine legen und auch damit bedecken,
- 3. mit Bananenblättern und Erde bedecken (wir haben Gras und Erde verwendet),
- 4. eineinhalb Stunden garen lassen. Fertig, bon apetit!
Schmeckt leicht geräuchert, wie man sich vorstellen kann. Also, wenn mal plötzlich 50 oder 100 Leute zum Abendessen vor der Tür stehen und man gerade nicht ausreichend Kochgeschirr zur Hand hat, dann ist Mumu die Alternative.
In Europa leben nur wenige Papua-Neuguineer, die meisten in alle Winde zerstreut und weit entfernt von ihren Landsleuten. Die Treffen sind Teil einer Initiative, die einerseits zum Ziel hat, ein Netzwerk zwischen Papua-Neuguineern in Übersee einzurichten und andererseits Papua-Neuguineer in Deutschland und Europa sowie Freunde des Landes und anderweitig Interessierte regelmäßig zusammenzubringen, um Erfahrungen und Neuigkeiten auszutauschen, Heimweh und Einsamkeit zu lindern und gemeinsam das landestypische Essen Mumu zuzubereiten. Die Initiative "Painim Wantok" (Landsmann gesucht) hat ihren eigenen Internetauftritt: www.wantok.info.
Michael Schneider, Wertach