Lange Schatten der Kolonialzeit

Jahrestagung des Pazifik-Netzwerks e.V. und der Österreichisch-Pazifischen Gesellschaft mit Mitgliederversammlung des Pazifik-Netzwerks e.V.

Auch wenn das Gebiet der heutigen pazifischen Inselstaaten erst relativ spät in das Blickfeld Europas gelangte, so waren die Auswirkungen der europäischen Kolonisierung nicht weniger tiefgreifend als in Afrika, Asien oder Südamerika. Ein überwiegend romantisierendes Bild der „traumhaften Südsee“, welches heute in Tourismuskatalogen zu finden ist und früher von europäischen Seefahrern verbreitet wurde, steht dabei in krassem Gegensatz zu den Erfahrungen von Landnahme, Zwangsarbeit, Entrechtung und bis heute nachwirkenden gesellschaftlichen Umwälzungen.

Der Entkolonialisierungsprozess in den pazifischen Inselstaaten führte zur Bildung von neuen Staaten und Gesellschaften. Das auf den Plantagen entstandene Pidgin entwickelte sich weiter und setzte sich vielerorts als eine neue Verkehrssprache durch. Auch die Ausbreitung des Christentums brachte zahlreiche tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Durch Verbote kam die indigene Segelschifffahrt zum Erliegen, der kulturelle Austausch in der Region wurde nachhaltig geschädigt. Altes Wissen, sozio-kulturelle Praktiken und Sprachen gingen verloren und werden erst in den letzten Jahren wieder zunehmend gefördert und gepflegt, indigene gesellschaftliche Strukturen veränderten sich.

Noch immer setzen alte und neue Kolonialmächte ihre Interessen mit militärischer und wirtschaftlicher Macht durch. Beleg dafür sind zum Beispiel französische und US-amerikanische Atomwaffentests, das australische Flüchtlingslager auf Nauru oder der Bergbau vor der Küste des unabhängigen Staates Papua-Neuguinea.

Sechs von siebzehn der Gebiete auf der von den Vereinten Nationen veröffentlichten Liste der noch nicht entkolonisierten Territorien liegen im Pazifik. Zwar war die Bevölkerung von Neukaledonien aufgerufen, am 4. November 2018 über die Unabhängigkeit von Frankreich abzustimmen, in vielen anderen Gebieten Ozeaniens ist politische, wirtschaftliche und Kulturelle Selbstbestimmung jedoch noch weit entfernt.

Durch die unter der Bezeichnung „Blackbirding“ bekannte Verschleppung von Küstenbewohnerinnen und -bewohnern und eingeschleppte Krankheiten wurden ganze Landstriche und Inseln weitgehend entvölkert. Die Krebsraten in den nuklearen Testgebieten sind noch heute sehr hoch. Neben individuellen Schicksalsschlägen mussten die Bewohner der pazifischen Inseln die Einführung moderner Wirtschafts- und Geldpolitik mit Folgen für die traditionellen Sozialstrukturen bewältigen. Dieser Anpassungs- und Veränderungsprozess ist vielerorts noch lange nicht abgeschlossen.

Referenten und Referentinnen:

• Prof. Dr. Hermann Mückler (Universität Wien): Herausforderung, Bürde, Legitimation, Verklärung - Koloniales Erbe und seine herausfordernden Potentiale, anhand mehrerer Fallbeispiele aus Ozeanien

• Dr. Helga Schwarz (Pazifik-Netzwerk): Die Gefährdung der traditionellen Gesellschaften im Pazifik

• Dr. Stephanie Walda-Mandel (Überseemuseum Bremen): Das Erbe der Kolonialzeit in deutschen Museen - Kunstwerke aus Ozeanien (angefragt)

• Dr. Isabelle Merle (CNRS Marseille): Kolonialzeit und Entkolonialisierung in Neukaledonien (angefragt)

• Vorführung des Films „Rebellion“ mit Kommentierung und Informationen zum Unabhängigkeitsreferendum in Neukaledonien von HS-Prof. Dr. Matthias Kowasch

TEILNAHMEBEITRÄGE

Mit zwei Übernachtungen:
Im Einzelzimmer:160,00€
Im Doppelzimmer pro Person:125,00€
Ermäßigter Preis im Doppelzimmer:90,00€

Mit einer Übernachtung:
Im Einzelzimmer:90,00€
Im Doppelzimmer pro Person:70,00€
Ermäßigter Preis im Doppelzimmer:50,00€
Teilnahme an einem Tag (Tagesprei):40,00€

Jeweils Teilnahme inklusive Vollverpflegung.

Anmeldung online unter: www.pazifik-netzwerk.org/jahrestagung oder
in der Pazifik-Infostelle, E-Mail: stefanie.haagen@pazifik-infostelle.org, Telefon: 09874 91220