Analyse: Trumps Rache trifft Fidschi

Eine Analyse von Eckart Garbe, Vorstandsvorsitzender des Pazifik-Netzwerkes

US-Präsident Donald Trump belegt Fidschi mit einem 32-prozentigen Zoll auf alle seine Exporte in die USA. Dies gehört zu den mit großem Getöse angekündigten angeblich reziproken Zöllen für eine lange Liste von Staaten und Gebieten, die laut Trumps Team teils sofort und teils in wenigen Tagen in Kraft treten. Bei Fidschi werden viele vermuten, dass es um Zuckerexporte in die USA geht. Doch weit gefehlt. Fidschis Zuckeranbau befindet sich seit langem im Krisenmodus und das Land exportiert bislang bloß vergleichsweise wenig davon Richtung USA. Stattdessen geht es um die Kultmarke ‚Fiji Water‘, die das größte Opfer von Trumps Zoll-Wahn zu werden scheint.

Nach aktuellen Zahlen, die aus 2023 stammen, haben die Wasserexporte Fidschis in die Vereinigten Staaten einen Umfang von mehr als 240 Millionen US$ erreicht. Dies ist der größte Teil der gesamten Exporte Fidschis in die USA und ein Großteil des von Fidschi weltweit exportierten Wassers. Fidschi liefert sein edles Produkt auch nach Kanada, Mexiko, in die Arabischen Emirate und nach Australien, doch in die USA wird das Hundertfache dessen geliefert. Was in Fidschi selbst überall aus den Leitungen fließt, ist in den Vereinigten Staaten zu einem gut vermarkteten, teuren, in eckigen Plastikflaschen abgefüllten stillen, also kohlensäurelosen Modegetränk avanciert.

Nun gut, wenn manche meinen, sich das gönnen zu müssen. Bei uns gibt es ‚Fiji Water‘ bloß in wenigen Restaurants und Luxus-Shops. Andernorts ist es ein Hype und doch bloß ein Bluff. In Fidschi selbst - wo es in abgelegenen Dörfern bis heute keine Wasserleitungen gibt - werden aus der Quelle auf Vitu Levu erhebliche Wassermengen entnommen, gut für die Umwelt kann das nicht sein. Und überall entlang der Lieferkette wird gigantisch viel Plastikmüll hinterlassen. Die Kultmarke erzeugt einen riesigen Fußabdruck.

Die Firma, die ‚Fiji Water‘ so erfolgreich in den USA verkauft, genießt in Fidschi seit langem den Vorteil von niedrigen Steuern. Nachdem es anfangs darum viel Streit gab, hat Fidschis Regierung erst jüngst diese günstigen Steuern nochmals um sieben weitere Jahre verlängert, obwohl es Umweltbedenken gibt. Das Unternehmen befindet sich seit nun etwa 15 Jahren im Aufschwung und es gehört zwei US-Bürgern namens Stewart und Lynda Resnick. ‚Fiji Water‘ ist also ein US-Unternehmen.

USA schalten Rückwärtsgang ein

Trump behauptet, dass Fidschi Importe aus den USA (dabei geht es meist um Medizingerät, Maschinen- sowie Elektroteile) seinerseits mit 63 Prozent Zoll und Abgaben belegt hat, also überdurchschnittlich besteuert und deshalb nun mit einem hohen Gegenzoll für seine Exporte in die USA reagiert wird. Das hat in Fidschi Irritation und Staunen ausgelöst, denn es ist Quatsch. Biman Prasad, der renommierte Finanzminister Fidschis, sagt, dass das Pazifikland auf alle US-Importe Einfuhrzölle von durchschnittlich weniger als zwei Prozent erhebt (genau gesagt schwanken diese zwischen null und fünf Prozent). Den Handel beschränken in beide Richtungen nicht übertriebene Abgaben und Zölle, sondern eher zu hohe Frachtkosten. Aus Sicht Fidschis ist die US-Position also völlig unverhältnismäßig.

Doch nicht allein das. Trump und sein Team erzählen einfach Unsinn. Sie haben Australien, Neuseeland und die meisten südpazifischen Inselstaaten mit einem Basiszoll von 10 Prozent belegt und damit halbwegs verschont. Doch Vanuatu wurde mit 22 Prozent, Nauru mit 30 Prozent und die Norfolk-Inseln, die zu Australien gehören, jedenfalls bislang, wurden mit 29 Prozent Zoll belegt. Eigentlich ist das egal für sie. Nauru und die Norfolks exportieren nichts in die USA. Bloß Vanuatu ist eine Ausnahme, denn Vanuatu liefert Kava in die Vereinigten Staaten, beliebt bei der Diaspora, den Pacific Insulanern dort.

Realsatire inklusive

Vermutlich kamen die Norfolk-Inseln auf Trumps Liste um Australien zu ärgern und das winzige Tokelau mit eigenem Basiszoll auszustatten könnte als Fingerzeig an Neuseeland gedacht sein, womit es eng assoziiert ist. Im Indischen Ozean schafften es ja selbst mehrere unbewohnte Inseln (australische Außengebiete) auf Trumps seltsame Liste und um seine Realsatire noch zu toppen, auch die Chagos-Inseln, die den US-Luftwaffenstützpunkt Diego Garcia beherbergen. Es mögen alles auch bloß fehlende Basiskenntnisse sein. De facto ist das egal. Trump geht es eben um die ganz große Show. Und wie Fidschi zeigt, wohl auch um bittere Rache.

Stewart und Lynda Resnick, denen ‚Fiji Water‘ gehört, haben ihre Wurzeln in Kalifornien und haben dort auch seit Jahren die US-Demokraten finanziell unterstützt. Sie sponsern natürlich auch den Rugby-Sport auf den Fidschi-Inseln. Doch in Kalifornien gehören sie zu den ganz großen Geldgebern des Anti-Trump Lagers, zu den Sponsoren der Demokraten dort. Die Resnick’s sind inzwischen hochbetagte, ultrareiche Geschäftsleute und Philanthropen. Sie leben in Beverly Hills und haben sich in den letzten Jahrzehnten ein Wasserimperium aufgebaut. Das alles dürfte dem Irren im Weißen Haus nicht gefallen und seine Rache trifft nun die Resnick's und damit auch Fidschi.

32 Prozent Importzoll für Einfuhren aus Fidschi haben nicht so viel mit dem Pazifikland selbst zu tun und wenig mit dem inzwischen minimalen Handelsdefizit; eher handelt es sich um einen Strafzoll gegen steinreiche kalifornische Sponsoren, die Trump nicht unterstützen, sondern die andere Seite. Dies ist jedenfalls bei Fidschi die private Vendetta des Herrn im Weißen Haus. Mit potentiell großem Schaden für Fidschi. Dessen Regierung hat erstmal die Parole ausgegeben, bloß keine Panik - und mal sehen.

Vielleicht ist genügend zahlungskräftigen Amerikanern das leitungswassergleiche Kultgetränk von den Fidschi-Inseln ja so wichtig, dass sie Trumps Zollaufschlag blindlinks mitzahlen und alles für ‚Fiji Water‘ noch glimpflich ausgeht. Trump geht es allerdings wohl um das Gegenteil, darum, seinen Widersachern in den Staaten kräftig eins auszuwischen. Das jetzt mächtige Großmaul kämpft mit den reichen Gutmenschen um die Hegemonie. Fidschi und alle anderen schauen zu und dürfen den Schaden au