He Toi Ora- Beseelte Kunst der Māori

Freitag, 17.10.2025 bis Sonntag, 10.05.2026

Ausstellung, Museum Fünf Kontinente, München

He Toi Ora. Beseelte Kunst der Māori. Auf den Spuren der Schnitzwerke im Museum Fünf Kontinente

Pressemitteilung zur Sonderausstellung vom 17. Oktober 2025 bis 10. Mai 2026

Schnitzkunst steht im Zentrum dieser Ausstellung. Sie wird jedoch nicht isoliert betrachtet, sondern weist in der Philosophie der neuseeländischen Māori enge ganzheitliche Verbindungen zu anderen Ausdrucksformen auf: etwa der Flechtkunst, bestimmten Formen der Bemalung von Holz, der Bearbeitung von Grünstein (Pounamu) und den darstellenden Künsten, wie dem Tanz Haka und bestimmten Liedern (Waiata).

Nach Auffassung der Māori tragen die Künste eine lebendige, immerwährende Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart in sich: Viele Schnitzwerke gelten als beseelt und stehen in Verbindung mit den Ahnen. He Toi Ora bedeutet: eine lebendige Kunst. Daher ist es wünschenswert, dass die Nachkommen ihrer ursprünglichen Hersteller oder Besitzerinnen diese so wichtige Verbindung erneuern können. Wie Museumswissenschaftlerinnen und Museumswissenschaftler versuchen, diese Personen innerhalb der zahlreichen Iwi (tribalen Gruppen) zu finden – oder sie die Museumsfachleute – ist ebenfalls Thema dieser Ausstellung.

He Toi Ora. Beseelte Kunst der Māori zeigt mit 80 Objekten einen Großteil der in der Ozeanien-Sammlung des Museums Fünf Kontinente bewahrten Māori-Werke. Neben beeindruckenden Figuren mit realistischen Gesichtstätowierungen, deren Augenpartien teilweise durch schillernde Einlegearbeiten akzentuiert sind, werden ranghohen Personen vorbehaltene Schmuckkästen (Waka huia), Preziosen aus Grünstein und kostbare Capes sowie figürlich gestaltete Waffen und Alltagsgegenstände präsentiert. Ob vollplastisch ausgearbeitet oder mit Flachreliefs versehen, weisen fast alle Holzobjekte die für die Māori-Schnitzkunst charakteristischen Motive aus kleinteiligen geometrischen Mustern und Spiralformen auf.

Aber woher genau kommen diese Schnitzwerke? Von welchen der vielen Iwi stammen sie? Bei der Frage nach ihrer Herkunft stößt man schnell an seine Grenzen: Fast alle Māori-Schnitzwerke im Museum Fünf Kontinente wurden zwischen 1825 und 1914 in London erworben, wo sich ihre Fährte verliert. Wie aber gelangten sie von Neuseeland dorthin? Wurden sie geraubt oder den Eigentümern abgepresst? Kamen sie durch Kauf oder Tausch in europäische Hände und wie gingen diese Transaktionen vonstatten? Waren es Geschenke, die wichtige Beziehungen begründeten und durch zeitversetzte Gegengaben, oft über Generationen, am Laufen halten sollten?

Wie die Ausstellung zeigt, kann man sich diesen Zusammenhängen oft nur über bestimmte Indizien annähern.

Am Beginn der Spurensuche stehen zunächst Archivmaterialien wie historische Fotos und Dokumente. Sie geben Aufschluss über die unmittelbaren Vorbesitzer der Objekte, von denen das Museum sie erwarb und werfen ein Licht auf die Motivation dieser Sammler.

Ein weiteres Puzzleteil liefern Holzanalysen, die für den Großteil der Objekte vom Thünen-Institut in Hamburg durchgeführt wurden und Aufschluss über die verschiedenen Baumarten geben, die den Māori seit alters her als Schnitzmaterialien dienen.

Neben den Recherchen mittels Archivalien und an Holz können auch die faszinierenden Schnitzmotive Teil der Provenienzforschung sein und Anhaltspunkte für bestimmte Stilregionen liefern. Bei der Einordnung und Rückbindung der Schnitzwerke ist jedoch die Expertise der Māori von zentraler Bedeutung.

In enger Abstimmung mit Expertinnen und Experten der Māori sowie Mitgliedern des Iwi Rongowhakaata wurde diese Ausstellung gemeinsam erarbeitet und gestaltet von der Ozeanien-Kuratorin des Museums Fünf Kontinente, Dr. Hilke Thode-Arora, und von David Jones, Kulturstratege, Jurist, Consultant und selbst Rongowhakaata, als Māori-Kurator. Das auf den Texttafeln gebrauchte »wir« und »unser« nimmt zuweilen unterschiedliche Perspektiven ein; dennoch ist das Gezeigte Gemeinschaftsarbeit. Die Ausstellung stellt einige der Methoden vor, mit denen Museumswissenschaftlerinnen und Museumswissenschaftler (Māori und Nicht-Māori) die Herkunft von außereuropäischen Objekten erforschen. Zugleich führt sie ein in Philosophie und Weltbild der Māori.

Auch wenn bei vielen Schnitzwerken nur Indizien auf ihre genaue Herkunft verweisen, konnte ein Objekt – die Pfostenfigur Tāwhaki – als eindeutig aus dem Rongowhakaata-Versammlungshaus Te Mana o Tūranga des Whakatō Marae nahe Gisborne stammend identifiziert werden. Entsprechend ist der letzte Raum dem Ahnen Tāwhaki und den Rongowhakaata gewidmet. Filme, Interviews, eine Fotoinstallation und vor wenigen Jahren entstandene Kunstobjekte zeigen die enge Verbundenheit zwischen Tāwhaki und den heute lebenden Menschen seines Iwi.
Unser Dank gilt dem Freundeskreis Museum Fünf Kontinente e.V., dem Auswärtigen Amt und dem Thünen-Institut. Projektförderung durch die Strategische Partnerschaft zwischen der University of Cambridge und der LMU München.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung

Führungen mit der Kuratorin Dr. Hilke Thode-Arora finden an folgenden Sonntagen jeweils um 14 Uhr statt: 26. Oktober 2025, 9. November 2025, 7. Dezember 2025, 11. Januar 2026, 8. Februar 2026, 22. März 2026 sowie 12. April 2026. Begrenzte Plätze. Anmeldung unter kunstvermittlung@mfk-weltoffen.de.

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