Westpapua
26.10.2025: Sonderausstellung, Naturhistorische Gesellschaft, Nürnberg
Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt in Westpapua (Indonesien) bleibt weitgehend unbeachtet von der internationalen Öffentlichkeit. Seinen Ursprung hat er in der Kolonialzeit. Westpapua gehörte, wie Indonesien, zur holländischen Kolonie Niederländisch-Indien. Während Indonesien 1949 seine Unabhängigkeit erlangte, blieb Westpapua weiterhin unter der Verwaltung der Niederlande. 1961 begannen Vorbereitungen für eine Unabhängigkeit Westpapuas. Dieser Prozess wurde aber von Indonesien, das sein Staatsgebiet in den Grenzen der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien sah, gewaltsam gestört. 1963 stellte Indonesien Westpapua unter seine Verwaltung. Um Indonesiens Anspruch auf Westpapua glaubwürdig erscheinen zu lassen, wurde 1969 eine „Scheinwahl“ unter dem Namen Act of Free Choice und unter den Augen der UNO durchgeführt Etwa 1000 Vertreter verschiedener ethnischer Gruppen – in Westpapua werden über 300 Sprachen gesprochen – wurden für die Abstimmung ausgewählt. Die Wahlmänner wurden mit Geschenken bestochen und unter Druck gesetzt. Die Abstimmung konnte deshalb nur einstimmig zugunsten von Indonesien ausgehen. Die internationale Aufmerksamkeit blieb aus – nicht zuletzt, weil die Abstimmung zeitgleich mit der ersten Mondlandung im Juli 1969 stattfand. Das Leben der indigenen Bevölkerung ist seitdem durch Verfolgung und Gewalt geprägt. Mit einem massiven Polizei- und Militäraufgebot kontrolliert Indonesien West-Papua und seine reichen Rohstoffvorkommen. In den letzten 50 Jahren wurden zahlreiche Indonesierinnen und Indonesier nach Westpapua umgesiedelt, so dass die indigene Bevölkerung droht zur Minderheit zu werden. Viele Papuas leisten seit Jahrzehnten gegen die systematische Unterdrückung Widerstand und wählen dabei auch künstlerische Ausdrucksformen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Eine besondere Bedeutung für den Widerstand hat die verbotene Morgensternflagge, die bereits 1962 zum ersten Mal gehisst wurde. Die Ausstellung verweist auf Musik, darstellende Künste bis hin zu traditioneller Küche. Sie vermittelt ein ganzheitliches Verständnis des reichen kulturellen Erbes Westpapuas und der politischen und sozialen Herausforderungen für die Menschen dort. Das Ausstellungsprojekt wurde von Studierenden des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg geplant und realisiert. In der Norishalle wird die Ausstellung ergänzt mit Stücken aus privaten Sammlungen und der Sammlung der NHG sowie durch Reproduktionen von Bildern verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus Westpapua.
Sonderausstellung vom 26. Oktober bis 21. Dezember in der Norishalle, Naturhistorische Gesellschaft, Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg
www.nhg-nuernberg.de/