Die Grace Mission in Singapur

13.05.2022: Bericht von Seemannspastor Andreas Latz

Bericht aus Singapur:

Als ich (Andreas Latz, Bildmitte) heute Morgen meinen Mitarbeiter Ho Tian Yuen (links, International Lutheran Seafarers Mission; rechts im Bild Pastor Willi Lau von der Gracemission) von seiner Wohnung abholte, meinte er beim Einsteigen, dass er mir noch etwas zeigen wolle, was mich interessieren könnte. Er dirigierte mich in meinem Dienstwagen zielsicher durch die Stadt und ließ mich ungezählte Etagen eines Parkhauses nach oben fahren, bis wir auf der letzten Ebene unser Auto abstellten. Vor uns öffnete sich in luftiger Höhe ein grünes Gartenparadies mit Gewächshäusern und Bepflanzungen, die vornehmlich Salate und Gemüse kultivierten. Wir standen mitten in der Arbeit der Hydroponic Farm von Grace Mission, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder und Jugendliche mit autistischen Spektrums-Störungen (ASS) zu unterstützen und zu begleiten.

Obwohl Singapur eine reiche Stadt ist und oberflächlich betrachtet es an nichts fehlt, mangelt es jedoch an sozialen Initiativen und Einrichtungen für Benachteiligte. Spätestens nach den Schulpflichtjahren fallen die Kinder und Jugendlichen aus jeglicher Fürsorge heraus und die Eltern werden in der Begleitung ihrer Kinder mit dieser besonderen Inselbegabung allein gelassen.
Die Gründer Grace und Andrew Choo und ihr Manager Pastor Willi Lau starteten 2013 mit der Idee, Menschen mit autistischer Störung in Beschäftigung zu bringen und sie aus der Einsamkeit der elterlichen Häuser herauszuführen. Schnell erkannte der Staat die Grace Mission Hydroponic Farm an und gab Starthilfe. Dennoch trägt sich das Projekt selbst, eine lose Verbindung zur presbyterianischen Kirche Singapurs besteht.

Jeden Morgen von ca. 8-13h kommen die Jugendlichen auf die Plantagen und in die Gewächshäuser in der 10. Etage des Parkhauses zusammen und legen neue Beete mit so verheißungsvollen Namen wie Charity, Grace oder Shalom an und nehmen neue Bepflanzungen vor. Die übersichtliche gleichmäßige Beflanzungsstruktur hilft den Jugendlichen sich zu organisieren. Die Salate und das produzierte Gemüse wird regelmäßig den Armenküchen Singapurs zur Verfügung gestellt. Es kommt nicht auf den Gewinn und die Masse an, aber immerhin werden monatlich 1000 Gemüse und Salate an die Küchen verteilt. Ho Tian und ich gingen nach einer kleinen Visite des Kühlhauses vollgepackt mit Salaten davon.

Viel wichtiger aber als die regelmäßige Arbeit auf dem letzten Parkdeck ist der Stand-Paddel-Sport auf der Singapur vorgelagerten Insel Sentosa. Zwei Mal in der Woche kommen die Kinder und lernen Körperbeherrschung und Balance. Die Eltern sind erstaunt, welche Fortschritte ihre Kinder erzielen. Am 18. Juni ist Tag der offenen Tür der Grace Mission Therapy Care Farm. Ich werde auf alle Fälle dabei sein.


Andreas Latz, Seemannspastor in Singapur

Hier gibt es mehr Informationen zum Projekt: www.gracemissionsg.com