Aufruf der Kirchen im Lande Papua

04.03.2019: Eine gemeinsame Erklärung der Kirchenleitenden in Westpapua

Bevor das Evangelium nach Papua kam, lebten die Menschen hier friedlich im Einklang mit der Natur. Sie besaßen ihr Land, ihre Sprachen und ihre vielfältige Kultur und hatten ihre Identität als eine Nation, in der jeder in seiner eigenen Gemeinschaft leben konnte.

Die Papua-Gemeinschaften haben eine starke Verbindung zur Natur. Sie sehen ihr Land als ihre Mutter an, die sie dort zur Welt gebracht hat. Daher sind die Natur und die Menschen in Papua eng miteinander verbunden.

Die moderne Zivilisation in Papua begann mit der evangelischen Mission am 5. Februar 1855. Sie begann damit, dass Kirchen entstanden, die in der Lage waren, das Leben ihrer Mitglieder unabhängig zu organisieren. Sie bauten die nötige Infrastruktur wie Schulen, Polykliniken, Elektrizität, Flugplätze und anderes auf. Sie förderten die Menschen mental, spirituell und in den Bereichen Bildung, Gesundheit und wirtschaftlicher Entwicklung. Die Arbeit von Kirche und Mission ist das Grundkapital, das auf menschlicher und würdevoller Weise Frieden und Einigkeit in die Papua-Gemeinschaften gebracht und den Stolz auf das Volk der Papua entwickelt hat.

Die Kirchen und das Volk der Papua haben ihre fortschreitende Entwicklung auf Werte des Evangeliums und der Lehre von Christus gegründet. Da wurden sie 1969 mit einem Referendum, (Act of Free Choice) konfrontiert, das unfair und nicht nach internationalen Richtlinien und auch nicht entsprechend dem Agreement von New York (15. August 1962) durchgeführt wurde. Das Referendum wurde gegen die Überzeugung der Kirchen und der Bevölkerung durchgeführt und führte zu Protesten und Widerstand. Die indonesische Regierung antwortete mit militärischer Gewalt, die seit 1969 bis heute zu vielen Gewalttaten und Menschenrechtsverletzungen führte.

Papuas Land und die Regenwälder sind reich an einzigartiger Biodiversität und bilden einen Teil der Lunge der Welt. Heute geschieht großflächige Abholzung und Zerstörung durch ausbeuterische Industrien wie Holzfirmen und Plantagen (Ölpalmen), Mineralien - und Erdgasförderung, Tourismus, wobei die Regierung, transnationale Konzerne und Finanzinstitutionen ihre Hände im Spiel haben.

Die indigenen Papua, die in und mit den Wäldern leben, werden konfrontiert mit Unternehmen, die vom Staat unterstützt werden. Sie erleben, Einschüchterung, Bedrohung, Umweltzerstörung, den Verlust der Lebensgrundlage, Unterernährung, Gewalt, Folter, Ungerechtigkeit und den Verlust ihrer Menschenrechte.

Offizielle Vertreter der Kirchen, Aktivisten, Menschenrechtsverteidiger, Umweltaktivisten und ihre Familien werden ernsthaft bedroht, ihre persönliche. Integrität wird verletzt, ihr Recht auf Freiheit, sicheres Leben, ihre Lebensgrundlage werden bedroht.

Auch Regierungsvertreter erkennen die sozialen Krisen, Menschenrechtsverletzungen, die eigentlich durch das Autonomiegesetz 21/2001 ausgeschlossen werden sollten. Doch die Gesetze haben nicht zu mehr Gerechtigkeit, zu mehr Respekt für Menschenrechte, zu einer Restsstaatlichkeit, vor allem gegenüber den indigenen Papua, geführt.

Die wirtschaftliche Entwicklung hilft den indigenen Papua in keiner Weise. Sie haben keine Möglichkeit, eigenen Initiativen zu entwickeln. Die Wirtschaft ist ganz in den Händen der Migranten.

Auch das Bildungswesen erlebte einen Rückschlag wegen der Unausgewogenheit der Infrastruktur. Die Ausbilder sind selbst nicht qualifiziert genug um gut qualifizierte Absolventen auszubilden. Daher können unsere Akademiker nicht in der globalen Welt konkurrieren und indigene Papua spielen in der Entwicklung des Landes keine Rolle.

Die ständige Zuwanderung von Menschen aus anderen Teilen Indonesiens ist Besorgnis erregend. Diese Migranten dominieren den Arbeitsmarkt, treffen die politischen Entscheidungen, verbreiten ihre Religion und stärken die radikalen religiösen Bewegungen. Rassismus und Diskriminierung nehmen ständig zu.

Papua wurde zu einer Region, in der sich HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose ausbreiten, Die Sterblichkeitsraten von Müttern und Kindern sind sehr hoch. Medizinische Behandlung ist kostspielig, Zugang zu Gesundheitsdiensten begrenzt.

Die Identität der Papua drückt sich aus in traditionellen Tänzen, Sitten und Gebräuchen, Sprachen, Kunstwerken wie z.B. die Schnitzkunst. Die Skulpturen sind in aller Welt berühmt. Der Diebstahl des kulturellen copyright durch Migranten ist sehr verbreitet. Sie treiben Handel mit den Kunstwerken, während die indigenen Papua machtlos sind. Auch die einheimischen Regierungsvertreter sind machtlos und befinden sich in einer Krise. So wird kein Eigentumsrecht für das gestohlene kulturelle Erbe geltend gemacht.

Mit dieser hier geschilderten Situation konfrontiert, sind die Papua apathisch geworden. Sie sehen sich nicht mehr in der Lage, angesichts der vielen Probleme zu reden und zu kämpfen, sie sehen nur noch ihre eigene Hilflosigkeit. Doch die Probleme sollten auf faire Weise gelöst werden, Opfer von Gewalt sollten entschädigt und gerecht behandelt werden.

Die Kirchen in Papua sind von Gott gerufen, ihre prophetische Stimme in der heutigen Situation von Papua zu erheben. Die Kirchen haben auch gerichtliche Verfahren unterstützt, und sich auch in anderer Weise für die Rechte der indigenen Papua und die Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen eingesetzt.

Daher richten sich die Kirchen mit den folgenden Forderungen an den Weltkircherat.

1. Der Weltkirchenrat soll sich einsetzen für einen friedlichen und würdigen Dialog zwischen der indonesischen Regierung und der Vereinten Befreiungsbewegung für Westpapua (ULMWP) zur Lösung der politischen Probleme, die durch das Referendum 1969 (Act of Free Choice) entstanden sind. Dabei sollen neutrale dritte Parteien einbezogen werden.

2. Der Weltkirchenrat soll die Vereinten Nationen aufrufen, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von 1969 bis heute geschehen sind, aufzuarbeiten.

3. Der Weltkirchenrat soll konkrete Schritte unternehmen, damit die Beschlüsse des Zentralkomitees bei seinen früheren Sitzungen umgesetzt werden.

4. Der Weltkirchenrat soll die indonesische Regierung auffordern, die übermäßige Stationierung von Militärs und den Ausbau militärischer Infrastruktur einzustellen.

5. Der Weltkirchenrat soll die indonesische Regierung auffordern, die Ausbeutung von Regenwäldern und Natur, die einen negativen Einfluss auf die Bewahrung der natürlichen Ressourcen und das Leben der indigenen Menschen sowie auch der Weltgemeinschaft haben, einzustellen.

Jayapura, am 16. Februar 2019

Die Kirchenführer im Lande Papua:

Rev. Andrikus Mofu, Rev. Dr. Benny Giay, Rev. Dorman Wandikbo, STh, Rev. Dr. Sokratez S. Yoman,