Ex-Gefangener aus Westpapua berichtet über Einsatz für Selbstbestimmtheit

29.01.2018: Menschenrechte in Westpapua werden immer noch missachtet

Traum und Wirklichkeit: Westpapua im Pazifik. Von pazifischer Identität der Papua und der Relativierung der Menschenrechte

Vom 26. bis zum 28. Januar 2018 hatte das Westpapua Netzwerk in Kooperation mit Papua-Partnerschaftsgruppen zu seinem diesjährigen Jahresseminar in das "Haus Friede" nach Hattingen eingeladen. Rund 60 Partnerschaftsbewegte, NGO-Aktivisten und Teilnehmerinnen von Jugendbegegnungen waren der Einladung gefolgt.
An den drei Tagen standen die Gäste aus Westpapua im Vordergrund: Ibrahim Peyon, der derzeit an der Universität in München im Fachbereich Ethnologie seinen Doktor macht; Elisa Sekenyap, ein junger Journalist aus dem Hochland Westpapuas und Mitarbeiter der Partnerschaftsabteilung der Evangelischen Kirche Westpapuas (GKI) sowie als prominentester Redner Filep Karma, ein Menschenrechtsaktivist, der wegen des Hissens der verbotenen Morgensternflagge und seines friedlichen Protestes gegen die Verletzung von Menschenrechten der Papuas durch das indonesische Militär mit Unterbrechungen rund 15 Jahre in Haft war.

Elisa Sekenyap, Ibrahim Peyon, Julia Ratzmann und Filep Karma

In seinem Hauptvortrag am Freitagabend unter dem Titel "Von Meinungsfreiheit und politischer Repression" erzählte Karma auf charismatische Weise vom Haftalltag. Immer wieder betonte er, wie sehr ihm die internationale Solidarität (durch Amnesty International und Freedom NOW!) sowie die Unterstützung durch Mitglieder des Westpapua Netzwerkes und des Pazifik-Netzwerkes ermutigt habe, die lange Zeit in der Haft zu überstehen. Seit Jahren hatten sich beide deutsche Netzwerke mit Unterschriftenaktionen, Eilaktionen und Lobbygesprächen für die Freilassung von Karma sowie weiterer geschätzter zehn politischer Gefangener in Westpapua eingesetzt.
Die Zuhörenden erlebten einen ungebrochenen Karma, der sich weiter auch unter Gefahr für Leib und Leben mit friedfertigen Mitteln für ein selbstbestimmtes Papua einsetzt. Karma verstand es in seinem Redebeitrag, die indonesische Regierung sowie auch seine Gefängniswärter mit sachlichen, niemals abwertenden Worten zu beschreiben. Weder Hass noch Wut auf die indonesische Regierung waren spürbar, sondern nur seine Trauer über das Leiden seines Volkes.Der erst kürzlich von der International Coalition for Westpapua (ICP, www.humanrightspapua.org/) veröffentlichte Menschenrechtsbericht "Human Rights in West Papua 2017" (www.humanrightspapua.org/hrreport) über die Lage in Papua hatte wieder furchtbare Menschenrechtsverletzungen an Männern, Frauen und auch Kindern akribisch dokumentiert.

Elisa Sekenyap berichtete am Samstag aus seinem Arbeitsalltag als Journalist, der sich in seinen Artikeln zwar um sachliche Berichterstattung bemüht, dem es aber dennoch ein Anliegen ist, Menschenrechtsverletzungen durch indonesische Militärangehörige detailliert zu benennen und mit Fakten zu untermauern. Unter welch erschwerten Bedingungen Journalisten in diesem Land arbeiten müssen, machten einige Besipiele aus seiner Praxis deutlich. So wird z.B. des öfteren die Internetseite der Online-Zeitung, für die er regelmäßg schreibt, einfach abgestellt. Positiv vermerkte Sekenyap jedoch das Interesse der Papuas an der regierungskritischen Zeitung "Tabloid Jubi" (tabloidjubi.com/), deren wenige Exemplare schnell ausverkauft sind. Exemplare der indoneischsprachigen Zeitung erreichen über (illegale) Kopierdienste auch entfernte Gegenden im Hochland Westpapuas. Sekenyap wünschte sich mehr Unterstützung bei der Verbreitung von Print-Nachrichten. Ein Pseudonym schütze ihn, erklärte der couragierte Journalist weiter, doch sei er sicher, dass er aufgrund ivestigativer Recherchen gerade auch zu Freeport schon länger ihm Visier des indonesischen Geheimdienstes sei.

Abgerundet wurde die spannende Tagung durch Vorträge von zwei Pazifik-Netzwerk-Mitgliedern. Dr. Sina Emde von der Universität Heidelberg ging auf gemeinsame kulturelle Konzepte wie "Wantok", "kastom" und "wansolwara" im melanesischen Raum ein, zu dem sie explizit Westpapua zählte.

Pazifik-Netzwerk-Vorstandsvorsitzender Oliver Hasenkamp gab einen Überblick über die Geschichte der Region und nahm vor allem Bezug auf das wieder erstarkte Interesse pazifischer Staaten wie Vanuatu, Nauru und Fidschi an den Papuas.

Elisa Sekenyap und Filep Karma

Zum Abschluss der Tagung bedankten sich die Papuas für das Interesse an ihrem Land und der schwierigen politischen Lage. "Helfen Sie mit, das Schicksal der Papuas noch weiter bekannt zu machen", bat Karma in eindringlichen Schlussworten.

Julia Ratzmann, Pazifik-Infostelle