Right-Livelihood-Award an Tony de Brum und die Marshallinseln

01.10.2015: Ehrung für Anti-Atom-Aktivisten aus dem Nordpazifik

Der Ehrenpreis des Nobelpreis-Komitees in Stockholm (Schweden) geht an Tony de Brum und die Bewohner der Marshallinseln. Mit dem Right-Livelihood-Award, dem so genannten Alternativen Nobelpreis, wird deren Vision ausgezeichnet, mit rechtlichen Mitteln gegen die Atommächte vorzugehen, weil diese ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem "Atomwaffensperrvertrag" (Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen) nicht nachkommen.

"Das Völkerrecht ist so viel wert, wie wir es nutzen", sagte Jakob von Uexküll, der den Alternativen Nobelpreis 1990 ins Leben gerufen hatte. Der Außenminister der Marshall-Inseln, Tony De Brum, nutzte nun das Völkerrecht - und zog vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und vor ein Gericht in Kalifornien, um es mit der US-Regierung aufzunehmen. 2014 klagte er gegen die Atommacht USA, demnächst geht er in die nächste Instanz.

Der rührige Außenminister des Inselstaats im Norden des Pazifischen Ozeans hatte als Jugendlicher die Atomtests der Amerikaner in seiner Heimat selbst erlebt. 1954 explodierte auf der Insel Nam im Bikini Atoll die stärkste Bombe, die von den USA je zu Testzwecken gezündet wurde. Die Sprengkraft dieser "Bravo-Bombe" war angeblich tausendmal so groß wie die Bombe von Hiroshima vom 6. August 1945. Auch auf dem Eniwetok-Atoll wurden zahlreiche Atomwaffentests durchgeführt. Die Insel Runit ist wegen des so genannten "Runit Kraters" (Lagerstätte von radioaktiven Überresten aus den Atombombentests) bis heute Sperrzone und wird Tausende von Jahren unbewohnbar bleiben.

Tony De Brum engagiert sich ebenfalls auf internationaler Ebene gegen die Folgen des Klimawandels für die pazifischen Inselstaaten. Er wird im Dezember des Jahres an den Klimaverhandlungen in Paris teilnehmen und dort gemeinsam mit Anote Tong, dem Präsidenten der Inselrepublik Kiribati, die "Stimme des Pazifiks" vertreten.

Julia Ratzmann, Pazifik-Infostelle