Grußbotschaft an die Wiener Friedensbewegung und die Hiroshima Gruppe Wien

01.08.2010: 65 Jahre Hiroshima und Nagasaki

Liebe Freundinnen und Freunde,

es hätte ein deutlicher Schritt in Richtung nukleare Abrüstung sein können, aber bei der diesjährigen Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags in New York einigten sich die Vertragsstaaten lediglich auf einen Minimalkonsens. Erinnerungen kommen auf an die im Dezember letzten Jahres stattgefundene Weltklimakonferenz in Kopenhagen, wo es vermisst wurde, konkrete Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Klimaerwärmung im Abschlussdokument zu verankern. Es waren v. a. die Atomwaffenstaaten, die konkrete Abrüstungsschritte verhinderten. Zwar verpflichteten sich in diesem Jahr die USA und Russland im neuen START Vertrag auf die Abrüstung von etwa 30 % ihrer Atom-sprengköpfe, aber ganz verzichten möchte kein Atomwaffenstaat auf die nuklearen Bestände.

Viele Tausende von Menschen mussten in den letzten 65 Jahren leiden, um die Entwicklung und Her-stellung der etwa 25.000 Atomwaffen zu ermöglichen. Über 300 der weltweit über 2000 Atomwaffen-tests fanden im Pazifik statt. Die USA, Großbritannien und Frankreich nutzen ihre Überseeterritorien bzw. Treuhandschaftsmandate und zerstörten damit die Gesundheit und den Lebensraum der Bewoh-ner der Marshallinseln und Französisch-Polynesiens sowie anderer Teile des Pazifiks. Nachdem die USA bereits vor vielen Jahren Entschädigungsleistungen an die Opfer der Atomwaffentests in den Marshallinseln zahlte, hat sich nun auch die Französische Regierung zu einem Gesetz für Entschädi-gungsleistungen durchgerungen und auch die britischen Veteranen klagen gegen ihre Regierung für die Anerkennung ihrer Leiden. Doch weisen die Gesetzte der verschiedenen Länder große Mängel auf und die Leistungen sind zumeist ungenügend. Zudem drängen die USA nun darauf, die Insel Ronge-lap zeitnah wieder zu besiedeln. Das Atoll und seine Bewohner wurden 1954 bei der Explosion der gewaltigen „Bravo-Bombe“ auf dem Bikini-Atoll bewusst von den US-Militärs dem nuklearen Fallout ausgesetzt, um die Langzeitwirkung der radioaktiven Verstrahlung auf Mensch und Umwelt zu testen.

Noch lange sind die Schäden, die die Atomwaffen bereits angerichtet haben, nicht aufgearbeitet. Doch anstatt sich endlich dieser Massenvernichtungswaffen zu entledigen und die konkreten Schritte dazu einzuleiten, denken einige Atomwaffenstaaten sogar über die Erneuerung ihrer Bestände nach. Wir vom Pazifik-Netzwerk und von der Pazifik-Infostelle fordern daher die Abrüstung aller Atomwaffen und damit auch den Abzug der Atomwaffen in Deutschland und aus anderen europäischen Ländern. Wie in den vergangenen Jahren, werden wir auch dieses Jahr wieder am 6. August in der Nürnberger In-nenstadt für unsere Ziele eintreten.

Wir wünschen Euch viel Erfolg für Eure Veranstaltung!

Pazifische Grüße aus Deutschland

Marion Struck-Garbe, Vorstand Pazifik-Netzwerk e.V.

Katja Göbel und Julia Ratzmann, Leitung Pazifik-Informationsstelle