Pazifik Aktuell Januar 2000 (43)
01.01.2000: Aktuelle Nachrichten aus Papua-Neuguinea und den Inselstaaten
Inhalt: |
Papua - Neuguinea
PNG:
REGIERUNGSCHEF LEGT HAUSHALTSPLAN 2000 VOR PNG: STOPP FÜR GROßFLÄCHIGE ABHOLZUNGSPROJEKTE Die Umweltorganisation
Greenpeace hat die Entscheidung der Regierung Papua-Neuguineas begrüßt,
der großflächigen Abholzung seiner Regenwälder Einhalt
zu gebieten. Wie die Regierung im November bekannt gegeben hat,
sollen sowohl künftige als auch bestehende Konzessionen zur
Abholzung sowie zur Anlage von Plantagen mit einem Moratorium belegt
werden. Im Rahmen eines von der Weltbank und der Global Environment
Facility mitgetragenen staatlichen Projekts soll künftig auch
den Landbesitzern ein größeres Mitspracherecht eingeräumt
werden. Ziel ist es, durch eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes
den landesweiten Schutz der Wälder zu gewährleisten. Das
geplante Vorhaben ist Teil eines von der Regierung bereits vor Monaten
ausgearbeiteten Reformpaketes. BOUGAINVILLE: FRIEDENSPROZESS INS WANKEN GERATEN Der Friedensprozess
auf Bougainville droht auseinanderzubrechen, nachdem das Oberste
Gericht Papua-Neuguineas Anfang Dezember die Aussetzung der sogenannten
"Regierung der Versöhnung" für rechtens befunden und John
Momis im Amt des Gouverneurs der Insel vereidigt hat. OSTTIMOR: ANKLAGE GEGEN DIE MILITÄRFÜHRUNG IN JAKARTA Im November
vorgelegte Untersuchungsergebnisse einer unabhängigen Menschenrechtskommission
aus Indonesien bestätigen, dass die Militärspitze in Jakarta
für den über Wochen andauernden Terror in Osttimor verantwortlich
ist. Jakarta selbst hatte die neunköpfige Gruppe eingesetzt,
deren Ergebnisse als offizielle Bilanz der Menschenrechtsverletzungen
in Osttimor gelten. WESTPAPUA: TAUSENDE FORDERN DIE UNABHÄNGIGKEIT Mit den Ereignissen
in Osttimor hat die Unabhängigkeitsbewegung in Westpapua neuen
Auftrieb erfahren. Am 1. Dezember versammelten sich in der Provinzhauptstadt
Jayapura rund 15.000 Menschen, um für die Unabhängigkeit
von Indonesien zu demonstrieren. Genau vor 38 Jahren, am 1. Dezember
1961, war das bis dahin unter niederländischer Kolonialherrschaft
stehende Gebiet unabhängig geworden. Nach einem manipulierten
Referendum annektierte Indonesien bereits acht Jahre später
Westpapua, das in den folgenden Jahren Irian Jaya heissen sollte.
VANUATU: SCHWERES ERDBEBEN VERWÜSTET PENTECOST Ein schweres
Erdbeben, dem eine gewaltige Flutwelle folgte, hat Ende November
weite Teile der Insel Pentecost verwüstet. Offiziellen Angaben
zufolge sollen zehn Personen ums Leben gekommen sein. Mehrere Menschen
seien von einer dem Beben folgenden Flutwelle ins Meer gerissen
worden. Die Behörden sprechen von mindestens 1.000 Obdachlosen.
Für einen Großteil der 12.000 Bewohner der Insel drohten
akute Versorgungsprobleme. Nachbeben hatten drei weitere Inseln
in Mitleidenschaft gezogen. Die Regionen Penama und Malempa sind
inzwischen zu Notstandsgebieten erklärt worden. TONGA: MENSCHENRECHTSPREIS FÜR KATHOLISCHEN FRAUENBUND Der in diesem
Jahr erstmals verliehene Pacific Human Rights Award ist im Dezember
nach Tonga gegangen. Die Mitglieder des Katholischen Frauenbundes
in Tonga (Catholic Women`s League) wurden damit für ihre Pionierarbeit
auf dem Gebiet der Förderung von Frauen und Kindern ausgezeichnet.
Die Preisgelder belaufen sich auf 5.000,- US-Dollar. NEUSEELAND: MACHTWECHSEL ZU MITTE-LINKS Ende November
haben sich die 2,5 Millionen stimmberechtigten Neuseeländer
mehrheitlich für einen Machtwechsel von der National Party
zur Labourpartei entschieden. Helen Clark wird damit Jenny Shipley
als neue Premierministerin des Landes ablösen. AUSTRALIEN: KONSTITUTIONELLE MONARCHIE BLEIBT BESTEHEN Anfang November
haben sich 45,3 Prozent der insgesamt 12,3 Millionen Wähler
Australiens für, 54,7 Prozent gegen eine Verfassungsänderung
zur Schaffung einer Republik ausgesprochen. Der Vorschlag von Premierminister
John Howard, der Verfassung des Landes eine Präambel voranzustellen,
wurde ebenfalls abgelehnt. Mit diesem Ergebnis des Referendums hatten
unabhängige Beobachter bereits im Vorfeld gerechnet.
KIRCHLICHE
NACHRICHTEN Papua
Neuguinea SYNODE DER ELC-PNG: EINHEIT VERGEBLICH GEFORDERT ¯ MELPA-GRUPPE BILDET EIGENE KIRCHE Nach den Feiern
zum 70. Geburtstag der lutherischen Kirche im Hochland PNG’s begann
die 22. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea
(ELC-PNG) in Banz im Jiwaka-Distrikt. Ihr Leitender Bischof Dr.
Wesley Kigasung ermahnte die Synode, die Einheit zu bewahren, getreu
ihres Glaubens zusammen zu arbeiten und sich nicht zu spalten. Letzteres
wurde allerdings schon vor Beginn der Synode von der neu gegründeten
Melpa Lutheran Church (MLC) in Dobel (Mount Hagen) getan. Ein Sprecher
der MLC sagte: Nicht wir haben die ELC-PNG verlassen, sondern die
ELC hat uns verlassen und seit 15 Jahren nicht geholfen. Man glaubt,
dass die neue Kirche ihr Hauptquartier in Mount Hagen haben wird
¯ etwa 10.000 Menschen waren bei ihrer Gründungsszeremonie
anwesend. Die MLC ist damit die dritte lutherische Kirche im Lande
neben der Evangelical Lutheran Church of PNG und der Gutnius Lutheran
Church in der Enga-Provinz. KATHOLISCHE KIRCHE: CARITAS KRITISIERT REGIERUNG UND ÖFFENTLICHEN DIENST Die katholische
Hilfsorganisation Caritas PNG, die für die Katholische Bischofskonferenz
von PNG auch zu den Bereichen Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung
Stellung nimmt, hat kritisiert, dass der frühere Parlamentsabgeordnete
für den Wahlkreis Yangoru-Saussia, Gabriel Dusava, zum Leitenden
Direktor der Investment Promotion Authority ernannt worden ist.
Dusava habe mit seiner Entlassung aus dem Amt als Staatssekretär
für Auswärtiges und Handel seine Glaubwürdigkeit
verloren. Mit seiner Ernennung habe die Regierung nunmehr der Zusage
des Premierministers nicht entsprochen, der bei Regierungsantritt
vor allem die Integrität der staatlichen Behörden wieder
herzustellen versprach. WIEDERAUFBAU NACH FLUTWELLENKATASTROPHE 17 Monate nach
dem Flutwellenunglück wurde nun der erste Schulneubau mit 8
Wohnhäusern für Lehrkräfte im neu erbauten Dorf Arop
1 (Aitape, West Sepik) eröffnet. Die katholische Diözese
Aitape war maßgeblich an dem Wiederaufbau-Projekt beteiligt.
In Port Moresby
feierte die protestantische United Church den Tag der Kirchenunion.
Am 19. Januar 1968 war die United Church gegründet worden.
Damals schlossen sich die London Missionary Society (LMS), die Freikirche
der Methodisten in Neuguinea und den Salomonen, die Uniting Church
von Nordaustralien, die Gemeinden Ela und Boroko in Port Moresby
und die Bamu River Mission zu einer großen Kirche zusammen.
Während der Feier am 32. Jahrestag der Gründung der Kirche
wurde auch der Moderatoren dieser Kirche gedacht. Es waren Rev.
Jack Sharpe (1968-1972), Rev. Leslie Boseto (1973-1978), Rev. Albert
ToBurua (1979-1988) und Rev. Edea Kidu (1989-1998). Moderator Rev.
Samson Lowa bezeichnete sie in seiner Ansprache als "große
Männer Gottes”. UNITED CHURCH: SPALTUNG ÜBERWUNDEN Die zwei Parteien
der protestantischen United Church auf Bougainville haben sich nach
einem historischen Versöhnungstreffen an Weihnachten wieder
vereinigt. Der Vermittler der United Church, Rev. Samson Lowa, dankte
sowohl den Teilnehmenden von der Seite der Unabhängigkeitskämpfer
als auch der regierungsfreundlichen Fraktion, dass sie ihre zehn
Jahre währenden Differenzen beilegen konnten. Die Teilung der
United Church begann mit der Bougainville-Krise, als Bischof Zale
und andere die Unabhängigkeitsbewegung unterstützten.
Dadurch trat Bischof Zale sein Amt nie an und die Kirche wählte
Rev. Tut Mona Himata zum Bischof von Bougainville. MOROBE-PROVINZ: 2% KIRCHENSTEUER Die Regierung
der Morobe-Provinz beschloss, ab dem Jahr 2000 von den Löhnen
aller Beschäftigten 2% als Kirchensteuer einzuziehen und den
Betrag den jeweiligen Kirchen zu geben. Gouverneur Luther Wenge
sagte vor der Presse, dass ein solches Gesetz erstmalig in PNG beschlossen
worden sei. Gleichzeitig gab er bekannt, dass der Provinzrat außerdem
15.000 Kina (etwa 10.500 DM) den 28 Regierungsorganen auf unterster
Ebene (Local Government) bewilligt habe, um damit den Pfarrern und
Missionaren bei ihrer Arbeit zu helfen. GENERALGOUVERNEUR SPENDET BIBELN FÜR GEFÄNGNISSE Sir Silas Atopare
hat 1.500 Bibeln für die 17 Gefängnisse des Landes gespendet.
Sie wurden von der Bibelgesellschaft von PNG zu einem Preis von
12.200 Kina (rund 8.540 DM) geliefert. Sir Silas sagte, dass er
sehr dankbar sei für die Arbeit der Kirchen in diesen Einrichtungen
und dass er sie auf diesem Wege fördern möchte. Außerdem
glaube er, dass das Wort Gottes die Gefängnisse durch die Bibeln
erhellen werde. In einem Hirtenbrief
der katholischen Bischöfe Papua-Neuguineas und der Salomonen
bezogen sich die Kirchenführer auf die Ängste vieler Menschen
des Pazifik vor dem Jahr 2000. Sie betonten, dass es ein Freudenjahr
sei, wenn wir die Geburt Jesu Christi vor 2000 Jahren feiern. Die
Zeit von Weihnachten 1999 bis Epiphanias 2001 sei deshalb als vom
Papst ausgerufenes Heiliges Jahr eine Zeit der Freude und des Feierns
im Namen Jesu. Im Brief wird besonders dazu aufgerufen, Dank zu
sagen, Vergebung zu üben, der Gemeinschaft zu helfen und damit
das Werk Jesu weiterzuführen. Drei Männer,
von denen einer schwer verletzt war, mussten ins Krankenhaus in
Goroka eingeliefert werden, nachdem zwei rivalisierende Kirchengruppen
im Marawaka-Distrikt der Eastern Highlands Province während
des Neujahrswochenendes miteinander gekämpft hatten. Wie mitgeteilt
wurde, handelte es sich um Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten
(SDA) und der Freikirche der Baptisten. Die Gruppen lagen schon
länger im Streit über ihre widersprüchlichen Glaubensaussagen
über das Jahr 2000. Die drei Verletzten gehörten zu den
Baptisten. Von der Seite der SDA wurde keine Opfer gemeldet.
Aus andere
Ländern WESTPAPUA: KIRCHE ERFREUT ÜBER INDONESISCHEN PRÄSIDENTEN Auch wenn der
indonesische Staatspräsident Abdurrahman Wahid bei seinem Besuch
in Westpapua Ende vergangenen Jahres lediglich mehr Dialoge zur
Lösung der Probleme in der östlichsten Provinz Indonesiens
in Aussicht gestellt hatte, werteten dies viele Politiker und auch
der Vorsitzende der Evangelical Christian Church (GKI), Rev. Hermann
Saud, als weise Reaktion auf das zunehmende Verlangen der Menschen
nach politischer Unabhängigkeit. Saud lobte auch den Präsidenten,
weil er Meinungsfreiheit garantieren wolle und zugesagt hatte, Gerechtigkeit
zu fördern, die Fähigkeiten der Bevölkerung weiter
zu entwickeln und sich für die Achtung der Menschenrechte in
der Provinz einzusetzen. An seine Mitbürger gewandt forderte
der Kirchenführer die verschiedenen Gruppierungen auf, die
Äußerungen des Präsidenten positiv aufzunehmen,
auch wenn sie nicht jeden zufrieden stellten. SAMOA: LEITUNG DER CCCAS LEHNT SPIELCASINOS AB Die grösste
Kirche von American Samoa lehnt die Legalisierung von Spielcasinobetrieben
im Lande aufs entschiedenste ab. Die Congregation Christian Church
(CCCAS) in American Samoa erklärte dies in einem Brief an Fono,
die gesetzgebende Institution. Zwar hätten Kirchenführer
nicht die Macht über Gesetze zu bestimmen, aber informieren
sollten sie den Gesetzgeber schon. Die katholische Kirche hatte
eine ähnliche Stellungnahme schon früher abgegeben und
gleichzeitig ganzseitige Anzeigen gegen die Legalisierung in Zeitungen
veröffentlicht. Andere Kirchen sollen den beiden im Januar
folgen, wenn Fono wieder tagt. SAMOA: DIE SPRACHE DES GLAUBENS VERÄNDERT SICH Die samoanische
Sprache verändert sich und nicht jeder ist glücklich darüber.
Rev. Timoteo Uelese, Rektor der Bibelschule in Tafuna, beklagt das
Aussterben samoanischer Ausdrücke, die von Missionaren und
ihren samoanischen Mitarbeitern vor über 100 Jahren bei der
Übersetzung der Bibel geprägt worden seien. Diese außerordentlichen
Menschen hätten oft im Dunkeln gefastet, bis sie ¯ angeregt
vom Heiligen Geist ¯ einen Begriff für einen unsamoanischen
Ausdruck gefunden hätten. Heute würde die Bibel nicht
mehr sorgfältig erforscht werden. Deshalb wollten die Kirchen
Samoas sich nicht von der ursprünglichen Bibelübersetzung
trennen. |