Die pazifische Gastfreundschaft

26.02.2009: 3-minütige Kurzandacht zur Gastfreundschaft von Julia Ratzmann

Diese Andacht wurde am 27. Februar 2009 von der Nürnberger Stadtmission in ihrem Programm "Hoffnung hören" ausgestrahlt.

Willkommen bei "Hoffnung hören", einem Angebot der evangelischen Kirche in Nürnberg mit ihrer Stadtmission.

Heute spricht zu Ihnen Julia Ratzmann, Mitarbeiterin der Pazifik-Informationsstelle.

Der Pazifische Ozean mit seinen ungezählten Inseln ist der größte und tiefste Ozean unserer Erde. Er liegt von uns aus betrachtet genau auf der anderen Seite der Weltkugel. Rund 22 Stunden Flugzeit benötigt der Reisende, er kann dabei sogar die Datumsgrenze überqueren und über den Äquator fliegen. Die langen Stunden im Flugzeug empfinde ich wegen der Enge, der trockenen Luft und des mangelnden Schlafes immer als ungemütlich und langweilig, doch vermag mich die Vorfreude auf die Ankunft über manches Missgefühl hinwegtrösten. Denn egal, auf welcher Südseeinsel der gestresste Europäer ankommt, stets ist er ein willkommener und geehrter Gast.

In Avarua, der Hauptstadt der Cookinseln, spielte bei der Ankunft unseres Flugzeugs eine einheimische Band direkt am Gepäckband tropische Rhythmen zur Einstimmung auf den Aufenthalt auf dieser palmengesäumten Insel, die man in nur einer halben Stunde auf der Küstenstraße umrunden kann. In Fidschi verteilten die Stewardessen im Warteraum des Flughafens frisches Obst und wünschten eine gute Weiterreise. Im neuseeländischen Auckland konnte man außerhalb des Flughafengebäudes die Schiffe bewundern, die bei dem berühmten Segelwettkampf "Admirals Cup" an den Start gegangen waren. Mit der Überreichung von Ansteckern und Wimpeln stimmte das Flughafenpersonal auf die nächsten Segelwettkämpfe ein. Am Flughafen von Pape’ete auf Tahiti legte das Bodenpersonal den Ankommenden duftende Blütenkränze um den Hals und wünschte einen erholsamen Aufenthalt.

Nie habe ich mich so willkommen gefühlt wie auf den kleinen Flughäfen des Pazifiks, auf Inseln mit oft nur wenigen tausend Einwohnern. Stets hatte ich das Gefühl, genau Ich sei erwartet worden und man freue sich über meinen Besuch. Diese Gastfreundschaft der Pazifikinsulaner ist legendär, schon der Schriftsteller Robert Louis Stevenson schwärmte von der Freundlichkeit der Menschen, genauso wie der französische Maler Paul Gauguin oder der Deutsche Emil Nolde.

Als ganz besonders empfand ich bei meinen Besuchen im Pazifik stets das Lächeln der Menschen. Nie sah man versteinerte, desinteressierte Minen, die Einheimischen begegneten der Fremden offen und herzlich, auch sehr neugierig. Woher man denn käme und - das allerwichtigste im Pazifik- ob man denn eine große Familie mit vielen Kindern habe? Etwas von dieser Freundlichkeit, von diesem strahlenden, willkommenheißenden Lächeln wünsche ich mir auch bei meinen Stadtbummeln in Nürnberg. Viel zu selten bekomme ich hier ein Lächeln zu sehen. Die Menschen hasten an mir vorbei, niemand bleibt stehen oder grüßt. Selbst in den Geschäften vermittelt mir die Unfreundlichkeit des Personals das Gefühl, ich müsste mich für meine Einkäufe auch noch entschuldigen. Was wohl die fremden Besucher denken, die zu uns kommen? Einer meiner Gäste aus Kiribati, einer Republik im Zentralpazifik, formulierte es bei seiner Abreise in die Heimat so: "Bei euch ist alles so ordentlich und sauber, selbst die Pflanzen im Garten stehen in Reih und Glied. Aber ich vermisse die Freude in den Gesichtern der Menschen. Wir im Pazifik freuen uns jeden Tag an Gottes guter Schöpfung und an seiner Bewahrung vor Not und Elend. Diese Freude wünsche ich euch auch".