Keine Zerstörung der Ozeane im Namen des Klimaschutzes

24.03.2021: Aufruf eines Bündnisses zum Schutz der Ozeane

Der Klimaschutz darf nicht als Argument für den Tiefseebergbau und die Zerstörung der Ozeane missbraucht werden. Wir fordern stattdessen einen Stopp des Tiefseebergbaus sowie eine konsequente Berücksichtigung der im Sonderbericht des Weltklimarats aufgezeigten Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane. Die Bundesregierung fordern wir deshalb auf, folgende Grundsätze in ihre internationale Klima- und Meerespolitik aufzunehmen und dabei die engen Beziehungen von Umwelt und Entwicklung in Hinblick auf Fragen der Klimagerechtigkeit zu beachten:- Die Folgen des Klimawandels für die Ozeane sowie die entlang ihrer Küsten lebenden Menschen müssen wesentlich stärker als bisher in die internationale Klimapolitik einbezogen werden, wofür eine Koordinierungsstruktur in Form einer eigenen Projektgruppe beim Weltklimarat geschaffen werden muss- Der Küstenschutz muss als gemeinschaftliche globale Aufgabe in der internationalen Klimapolitik verankert werden und die Lasten nach den finanziellen Möglichkeiten der Staaten und gemäß der Idee des Verursacherprinzips zwischen globalem Norden und Süden geteilt werden- Wenn Küstengebiete oder Inseln aufgrund des Klimawandels unbewohnbar werden, muss den zur Flucht gezwungenen Menschen eine "Klimamigration in Würde" ermöglicht werden, und auch nicht betroffene Staaten haben sich in der Verantwortung zu sehen, diesen ein neues Zuhause zu geben- Die maritime Raumplanung und das Küstenzonenmanagement müssen eine Verschiebung der Küstenlinien ins Binnenland und die polwärtige Verlagerung der Verbreitungsgebiete mariner Arten berücksichtigen und hinreichende Ausweichflächen für Infrastrukturen und Küstenökosysteme bereitstellen- Die Bebauung der Küstenzonen muss begrenzt oder rückgebaut werden, um eine Regeneration natürlicher Küstenökosysteme wie der Korallenriffe bei steigendem Meeresspiegel zu ermöglichen und deren Küstenschutzfunktion langfristig im Sinne von "nature based solutions" zu bewahren- Maßnahmen zum Klimaschutz wie Blue-Carbon-Projekte in den Küstengebieten und -meeren müssen auf transparenten und partizipativen Prozessen beruhen und dürfen nicht die traditionellen Rechte von Küstengemeinden oder die regionale Ernährungssicherheit im globalen Süden in Frage stellen- Negativen Auswirkungen auf die Fischerei durch den marinen Klimawandel muss solidarisch im Rahmen der Welternährungsorganisation durch die finanzielle und technische Unterstützung bei der Entwicklung notwendiger Anpassungen von Fangmethoden und Fischereiwirtschaft begegnet werden- Staaten des globalen Südens, welche durch den Klimawandel Fischbestände verlieren oder abnehmende Fangmengen verzeichnen, müssen aus einem speziellen Klimafonds Ausgleichszahlungen zur Sicherung ihrer Ernährungsgrundlagen und der betroffenen Fischereien erhalten- Festes Ziel der internationalen Klimapolitik muss das 1,5-Grad-Ziel sein, insbesondere um die Existenzgrundlagen der niedrig liegenden Küstenregionen wie auch der Kleinen Inselentwicklungsländer effektiv zu schützen- Die Kleinen Inselentwicklungsländer müssen durch gesonderte Programme mit internationaler Finanzierung eine spezifische Unterstützung für Anpassungen an den Klimawandel erhalten, die auf eine umfassende Sicherung ihrer Existenzgrundlagen zielt- Die Emissionen von Klimagasen durch den Schiffsverkehr müssen durch die IMO noch deutlich konsequenter als bisher reduziert werden und schon bis zum Jahr 2030 um mindestens 50% gesenkt werden; darüber hinaus sind Wasserstoff und Wind als Alternativen für den Schiffsantrieb zu fördern- Die mit der Produktion und Vermarktung von Waren verbundenen Lieferketten - einschließlich der Seewege - sind für die Konsument*innen transparent, unter Angabe der dabei erzeugten Menge an Klimagasen zu dokumentieren, und diese Verpflichtung ist in das Lieferkettengesetz aufzunehmen- Die Offshore-Förderung von Erdöl und -gas muss kontinuierlich reduziert werden und die Förderung in der Tiefsee wie auch in den Polarregionen ist gänzlich zu stoppen- Der Tiefseebergbau ist als Quelle für mineralische Ressourcen nicht akzeptabel und entsprechende Vorhaben müssen gestoppt werden, da sie eine zusätzliche Belastung der Meeresökosysteme und globalen marinen Kreisläufe darstellen und eine ökonomische Wachstumslogik ungebremst fortschreiben