Nürnberger Friedenstafel mahnt Einhaltung der Menschenrechte an

02.10.2007: Vergabe des Nürnberger Menschenrechtspreises an Eugénie Musayidire (Ruanda)/ Pazifikgruppe Nürnberg feiert mit

Bei einem Festakt in der Staatsoper Nürnberg ist am Sonntag, 30. September 2007 vor 800 Gästen der "Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis 2007" an Eugénie Musayidire verliehen worden. Die Preisträgerin setzt sich seit Jahren in ihrer Heimat Ruanda für die Versöhnung der verfeindeten Volksstämme Hutu und Tutsi ein. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung hat die Stadt Nürnberg im Bewusstsein der Verantwortung, die aus ihrer Rolle während des Naziregimes (Stichwort: "Nürnberger Protzesse") erwachsen ist, im Jahr 1995 ins Leben gerufen. Der Preis wird im zweijährigen Turnus verliehen, nun bereits zum siebten Mal.

Oberbürgermeister Ulrich Maly und die Preisträgerin

Eugénie Musayidire (54) hat während des Völkermords in Ruanda im Jahr 1994, dem 800.000 Menschen zum Opfer fielen, viele Familienmitglieder und Verwandte verloren. Sie selbst lebte 25 Jahre im Asyl in Deutschland. 2001 besuchte sie erstmals wieder ihre Heimat, um den Mörder ihrer Mutter zu treffen. Vor vier Jahren entschloss sie sich, alleine wieder in das Land der Mörder ihrer Familie zurückzukehren. Sie gründete den Verein "Hoffnung für Ruanda" und das Jugendbegegnungs- und Therapiezentrum IZERE zur Betreuung von jungen Menschen, die wegen der Erlebnisse von 1994 zum teil schwer traumatisiert sind.

Tisch der Pazifikgruppe Nürnberg


Gut 5.000 Bürgerinnen und Bürger feierten nach der Preisvergabe unter freiem Himmel bei prächtigem Sonnenschein bei der einen Kilometer langen "Nürnberger Friedenstafel 2007" mit der Preisträgerin. An den mit weißen Tischtüchern und Blumengestecken festlich gedeckten Tischen zwischen dem Hallplatz und dem Jakobsplatz saßen nicht nur die Vertreter aller wichtigen Nürnberger Friedens- und Menschenrechtsorganisationen, sondern auch Vertreter aus Industrie, Politik, Handel und Gewerbe.

Mitglieder der Pazifikgruppe Nürnberg

Zu ihnen gesellten sich Familien mit Kind und Kegel sowie Kindergarten- und Jugendgruppen. In der "Straße der Menschenrechte" vor dem Germanischen Nationalmuseum informierten Stände über die Arbeit ihrer Organisationen, so z.B. amnesty international. Multikulturellen Essgenuss boten sowohl die Restaurants entlang der Tafel wie auch mobile Essstände. Auf kleinen Bühnen entlang der Tafel präsentierten sich Bands unterschiedlicher Stilrichtungen, von brasilianischer Gitarrenmusik bis zur mongolischen Pferdehaargeige und einem afrikanischen Chor war alles geboten.

Gemeinsam mit der Abteilung für Völkerkunde der Naturhistorischen Gesellschaft hatte die Nürnberger Pazifikgruppe zwei Tische reserviert. Hier kam man bei Kaffee und Kuchen mit den Nachbarn (Deutscher Hausfrauenverband, Kultur- und Bildungszentrum "Villa Leon) ins Gespräch.

Peter Birkmann (Pazifikgruppe) und Werner Feist (NHG)

Ein besonders bewegender Moment war der kurze Besuch der Preisträgerin. Sie schritt die gesamte Länge der Friedenstafel ab und wurde dabei von stehenden Ovationen begleitet. Die Tafel schloss um 16 Uhr mit dem Start roter und weißer Luftballons. Auf der Grußkarte der Ballons wurden die "Finder" aufgefordert, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Der Tag endete mit einer Podiumsdiskussion zu "Völkermord verhindern- die Lehren aus Ruanda" mit international bekannten Referenten, u.a. mit Dr. Doudou Diène, dem UN-Sonderberichterstatter für Fragen des Rassismus, der Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz sowie Hon Gareth Evans AO QC, dem Präsidenten der International Crisis Group.

Julia Ratzmann (Text) und Siegfried Winter, Friedensmuseum (Fotos)