Leben in Schutt und Asche

13.12.2011: Besuch einer Ausstellung

Leben In Schutt und Asche

Fotografien von Ulla Lohmann

Die Ausstellung „Eden in Asche“ in der Crailsheimer Sparkasse läuft bis zum 31. Januar 2012

Als ich Mitte der 70 Jahre Rabaul besuchte, war die Stadt eine Perle in der Südsee. Um den natürlichen Hafen schmiegten sich Häuser und Palmenhaine an die Hänge der vulkanischen Bergkette. Ich fand Kirchen, Schulen, Restaurants, den Yachtclub, Kaffee-Kooperativen, chinesische Händler. Natürlich gab es einen Airstrip. Bewundern konnte ich auch noch die große Freitreppe, die zur Hahl-Villa (Dr. Alfred Hahl, Gouverneur 1902-1914), dem Regierungssitz von Deutsch-Neu-Guinea führte sowie die Tunnel, die die Japaner im 2. Weltkrieg für ihre Kriegsschiffe in die Hänge am Hafen trieben. Von all dem ist wohl nichts übrig geblieben. Der Vulkan Tavurvur legte 1994 Rabaul in Schutt und Asche. Seither ist er aktiv. Ulla Lohmanns Fotos zeigen eine gespenstische Welt. Asche, wohin das Auge schaut. Eine Landschaft, wie mit Raureif überzogen, nur eben grau und im Aschenebel. Menschen, die sich in dieser unwirtliche Umgebung so gut es geht einrichten, in heißen Quellen baden und im glühenden Sand Nahrungsmittel garen. Kinder, die in Ruinen klettern, gewaltige Rauchwolken, aber auch einen riesigen Feuerball. Kurz nach der Vernissage wird in der nahen Johanneskirche in Crailsheim das Deutsche Requiem von Brahms aufgeführt: Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen. Weder das Requiem noch die Fotos verbreiten Endzeitstimmung. Es gibt Hoffnung: Siehe ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, heißt es im Requiem. Und auch in Rabaul geht das Leben weiter, wenn auch noch unter der Aschehaube. Ulla Lohmanns Bilder vermitteln diesen Willen zum Durchhalten. Sie sind ohne Zweifel sehenswert. Nur schade, dass neben der „Ascheansicht“ Rabauls nirgends die paradiesische Seite dieser Stadt anklingt. Das hätte die Trauer aber auch die Hoffnung verstärkt und verständlicher werden lassen. Die Sparkasse ist leider kein idealer Ausstellungsort. Die meisten Bilder hängen im 1. Stock und sind somit vom üblichen Publikumsverkehr ausgeschlossen. Es lohnt sich aber hinaufzusteigen, um der Kehrseite des Paradieses einmal Auge in Auge gegenüber zu stehen.

Ursula Mroßko, Pazifik-Netzwerkmitglied, 21.11.2011