Wiedergutmachung in Französisch-Polynesien?

27.02.2004: Opferverbände in Französisch-Polynesien

Streng geheim: Der polynesische Abgeordnete, der im französischen Verteidigungsministerium Zugang zu den Archiven mit den Unterlagen über die französischen Atombombentests im Pazifik zwischen 1966 und 1996 forderte, bekam als Antwort: Das sei militärische Geheimsache und die Akten erst nach 60 Jahren öffentlich zugänglich.

Alle französischen Regierungen hatten immer die Auffassung vertreten, die Tests seien absolut sicher gewesen, so auch Präsident Jacques Chirac bei seinem Besuch im Juli 2003 auf Tahiti. Nach Protestaktionen der polynesischen Testopfer-Vereinigung ‚Moruroa e Tatou’ sagte er jedoch zu, dass Frankreich die Verantwortung übernehmen würde, sollten Erkrankungen im Zusammenhang mit den Atomwaffentests bewiesen werden können.

Obwohl die oberirdischen Atomexplosionen mit den gravierendsten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die so viele Menschen am eigenen Leib erfuhren, bereits 30 Jahre zurückliegen, haben die polynesischen Testopfer und die französischen Atomtestveteranen erst in den letzten Jahren angefangen, sich zu organisieren:

Moruroa e tatou (Moruroa und wir)

Französisch Polynesien, gegründet 2001 als Zusammenschluss aller polynesischen Atomtestopfer, 2004 ca. 3500 Mitglieder

Forderungen

  • Öffnung der Militärarchive Frankreichs und Freigabe der Gesundheitsakten der Testarbeiter
  • Bekenntnis Frankreichs zu den gesundheitsschädigenden Folgen von Nukleartests
  • Entschädigungen für die Opfer und ihre Angehörigen

Bisherige Aktivitäten und Ergebnisse
Veröffentlichung von Berichten Betroffener in französischer, englischer und deutscher Sprache (Moruroa und wir, 1997; Moruroa et nous, 1997); Veröffentlichung von Forschungsergebnissen des "Observatoire des armes nucléaires francaises" (Les irradiés de la Republique, 2003); gemeinsam mit Aven (s.u.) Seminar im Senat zu Paris 2002 zum Thema, Einrichtung einer Untersuchungskommission der "Médecins du Monde" in Französisch-Polynesien 2003-2004

Association de véterans des essais nucléaires (Aven)

Frankreich, gegründet Juni 2001 von und für Betroffene aus beiden französischen Testgebieten in der Sahara und in Polynesien, ca. 2000 Mitglieder (2003)

Forderungen

  • Zensuserhebungen der zivilen und militärischen Bevölkerungen in den französischen Testgebieten
  • Öffnung der Militärarchive mit medizinischen Untersuchungsergebnissen von Arbeitern und Militärs
  • Gründung einer Atomtest-Folgen-Kommission in Frankreich
  • Einrichtung eines Betroffenenfonds
  • Anerkennung der Verantwortung der Folgen von Nukleartests durch den französischen Staat, insbesondere wegen des Mangels an Vorsichtsmassnahmen und der Vergiftung der Angestellten (etwa 150.000 Personen)
  • Klage hierzu vor einem Pariser Gericht seit November 2003 von elf der Betroffenen (ehemalige Militärangehörige und Bewohner der Pazifikatolle)

Bisherige Aktivitäten und Ergebnisse
Seminar im Senat zu Paris und Veröffentlichungen in der französischen Presse; in bisher drei Fällen Anerkennung von Folgekrankheiten durch Militärgerichte in Frankreich; Willensbekundung von Präsident Jacques Chirac zur Gründung eines Komitees zur Klärung gesundheitlicher Folgen von Nukleartests; Fragebogenerhebung bei Avens-Mitgliedern

Paris International Nuclear Test Network

gegründet 2002 in Paris als Zusammenschluss von Opferverbänden aus aller Welt

Forderungen

  • Zustimmung von Regierungen zum Thema einwerben
  • Fundraising für radiobiologische Tests Betroffener
  • Gründung eines unabhängigen Forschungszentrums


Zusammengestellt von Juliane Neuhaus aus Veröffentlichungen des CDRPC (Centre de Documentation et de Recherche sur la Paix et les Conflicts), Lyon / Frankreich

Zugehörige Dateien:
FranzAtomtest-Opferverbände.docDownload (
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