Berliner gedenken Hiroshima und Nagasaki

07.08.2005: Bericht über die Veranstaltung am 6. August zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki

Am 6. August 2005 wurden von der Berliner Friedensbewegung in Berlin zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki verschiedene Veranstaltungen angeboten. Den ganzen Tag über wurde an unterschiedlichen Orten auf das Ereignis vor 60 Jahren hingewiesen. In der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg fand "Aus dem Schatten von Hiroshima zur Zukunft mit Sonnenenergie" statt, begleitet von "Hiroshima Klangräumen" von Boris Baberkoff. Die Veranstaltung wurde dem Atomwaffenausstieg und der Zukunft mit Sonnenenergie gewidmet. Ab 13 Uhr starteten Medizinstudenten der IPPNW (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) eine Straßenaktion am Alexanderplatz zum Thema "Target Berlin: Zielscheibe für Atomwaffen".
Von 21 Uhr bis Mitternacht wurde der Berliner Beitrag zur deutschlandweit stattfindenden "Nacht der 100.000 Kerzen" auf dem Breitscheidplatz begangen und gleich daneben, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, begann um 22 Uhr das Benefizkonzert der IPPNW mit Werken von Bach, Schubert und Schostakowitsch.

Um 11 Uhr vormittags wurde im Volkspark Friedrichshain an der japanischen Friedensglocke die Katastrophe vom 6. August 1945 angemahnt und den 120.000 Toten und 80.000 Verletzten (Hiroshima hatte 350.000 Einwohner) gedacht. Ein breites Spektrum an Rednern - vom Gesandten der Japanischen Botschaft bis hin zu den Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und der Stadt Berlin - wies auf die Gefahren der Nutzung der Atomkraft und die verheerenden Folgen eines atomaren Krieges hin. Frau Dr. Angelika Claußen, die Vorsitzende der IPPNW, forderte die internationale Abrüstung und den Abzug der ca. 150 US-Atomwaffen aus Deutschland. Die stellvertretende Bürgermeisterin des Berliner Bezirks Marzahn-Hellersdorf, Frau Dr. Manuela Schmidt, versprach als Teilnehmer der Aktion "Bürgermeister für den Frieden" ("Mayors for Peace") alles daran zu setzen, dass solch eine Tragödie nie wieder passiere. Eine Berlinerin drückte ihre Anteilnahme am Leid der Opfer und dem Tod eines japanischen Mädchens, das an Leukämie starb, durch die Niederlegung von 1.000 selbstgefalteten Papierfriedenstauben an der Friedensglocke aus.

Luftballons mit Friedenstauben erinnern an die Opfer

Nachdem die Grußworte gesprochen waren, hatten die zahlreichen Teilnehmer die Möglichkeit, die dort verteilten blauen Luftballons mit den angehefteten gefalteten Papiertauben fliegen zu lassen und ihre Gedanken an das schlimme Ereignis auf diese Weise ihrer Umwelt mitzuteilen. Abschießend konnte jeder der Anwesenden die Friedensglocke läuten und im gesamten Park mahnend wiederklingen lassen.

Die japanische Friedensglocke mit der Aufschrift "Weltfrieden"


Am Rande der Veranstaltung wiesen Informationsstände und Tafeln auf die Ereignisse vom 6. und 9. August hin und luden die samstäglichen Spaziergänger im Park ein, der Gedenkveranstaltung beizuwohnen. Insgesamt waren etwa 200 überwiegend ältere Personen anwesend. Die geringe Anzahl an jungen Menschen zeigt, dass es nach 60 Jahren noch immer oder wieder verstärkt Aufklärungsbedarf bezüglich der Auswirkungen der Atomkraftnutzung gibt. Gerade jüngere Menschen erfahren im Alltag zu wenig über die Bedrohung, die sich aus dem Einsatz von Atomwaffen und der Nutzung der Atomenergie für sie ergeben kann. Die in Arbeit befindliche Wanderausstellung des Pazifik-Netzwerkes zum Thema Atomwaffen und Atomenergie, deren Fertigstellung für 2006 geplant ist, wird sich daher als Leihobjekt für Schulen und Bildungseinrichtungen als sehr sinnvoll erweisen.
Katja Göbel, Berlin